Diese Halde muss man nach Sonnenuntergang besteigen. Dann führt der Aufstieg von der Arbeitersiedlung am Fuße der Halde Rungenberg über 300 Stufen geradewegs in klarer Sichtachse auf das Zentrum einer einzigartigen Lichtskulptur: Die Strahlen zweier Lichtkanonen aus rot-rostendem Stahl, die im 20 Grad Winkel von zwei Dreieckspyramiden aus Abraum strahlen, durchschneiden die Nacht und kreuzen sich über einem dunklen Tal.
Unterhalb des Kreuzungspunktes wirkt das „Nachtzeichen“ als bildeten die beiden Strahler einen geschlossenen Lichtbogen über dem Besucher. Dahinter eröffnet sich der Blick auf ein Gelsenkirchen, das hier noch an die Zeit erinnert, als es stolz „Stadt der 1000 Feuer“ genannt wurde: Wie eine Raumstation leuchtet, brennt und blinkt die Raffinerie im Stadtteil Scholven. Über die scharfen Steilkanten der vegetationslosen Pyramiden balanciert man zu einem der beiden Gipfel und hat einen noch besseren Ausblick: Bei Nacht fallen als Lichtmarken vor allem die nahe Arena Auf Schalke, der Tetraeder in Bottrop und der Oberhausener Gasometer ins Auge.
Tagsüber kann man in Richtung Westen sogar bis zum Horizont-Observatorium der Halde Hoheward blicken. Sanft umrauscht vom Verkehr der Spielzeugautos auf der nahen A2, ergänzen sich an diesem Ort Lichtkunst und Landschaftsarchitektur beispielhaft. Ein selbstverständliches Ziel für die "Haldensaga", ein Projekt, das 2011 die Hausberge des Ruhrgebiets mit ausgefallenen Wanderungen eroberte.
Klaus Noculak und Hermann EsRichter entwarfen die Lichtskulptur, die seit 1999 den Himmel über Gelsenkirchen erleuchtet. Sie gestalteten auch das „Schienenplateau“ auf dem östlichen Teil der Halde. Ein ovales Bodenrelief aus dicht an dicht liegenden 5.500 Metern ehemaliger Zechenbahngleisen erinnert hier ganz konkret an die montanindustrielle Vergangenheit. Auch die Formung des künstlichen Berges selbst ist markant. Das Fundament und die strenge Geometrie der Haldenlandschaft des ehemaligen Bergwerks Hugo gehen auf den Schweizer Architekten Rolf Keller zurück.