Wer in den Himmel will, muss hoch steigen: Das zeigt die Himmelstreppe der Halde Norddeutschland mit ihren 359 Stufen. An der Südseite des aufgeschütteten Berges führt sie auf kürzester Strecke zum Haldengipfel, quert mehrere Zwischenebenen und bahnt den Weg vorbei an Bäumen, Büschen und Geröll. Ein leicht schwankender Steg lockert die Beine nach der ersten von vier Treppen. Doch Angst vor Schwindelgefühlen muss hier niemand haben. Die verbauten Planken leiten Haldengäste sicher über ein angelegtes Feuchtbiotop mit wildwachsenden Schilfrohren.
Oben angekommen, ist es geschafft! Nach 52 überwundenen Höhenmetern ist das Herzstück des Berges in Sicht. Das „Hallenhaus“ thront über der Kulisse des niederrheinischen Tieflandes mit seinen weitläufigen Wiesen- und Ackerflächen, Höfen und Wäldern. Das Stahlkonstrukt ohne Dach und Wände ist ein architektonisches Kunstwerk, das Assoziationen an Bauernhäuser aus Fachwerk weckt. Die niederländische Planergruppe Observatorium errichtete es auf dem „Thingplatz“ im Jahr 2006. Die skelettartige Arbeit mit einem kleinen vorgebauten Häuschen soll, neben der Himmelstreppe, ein Symbol für den Strukturwandel in der Region sein und den Dreiklang von Geschichte, Natur und Industrie verdeutlichen.
Vom Hallenhaus geht es über die Südostseite auf den Panorama-Weg oder einen der Rundkurse, die zu weiteren Aussichtspunkten der mit rund 90 Hektar größten Berghalde am Niederrhein führen. Der Blick in die Ferne stoppt im Norden am Förderturm der Zeche Rossenray und am Kloster Kamp in Kamp-Lintfort. Am Fuße der Halde Richtung Westen erscheinen Fördergerüst und Förderturm der ehemaligen Zeche Friedrich Heinrich, dessen früherer Schacht III mal Norddeutschland hieß und Namensgeber der Halde war. Seit 2012 ist längst Schicht im Schacht, mit der Aufschüttung der Bergehalde war nach fast 50 Jahren schon im Jahr 2001 Schluss.
Entlang der Strecke begegnen Reisende an schönen Tagen Sportlern und Erholungssuchenden jeglicher Couleur. Mountainbiker rasen mit ihrem Rad über die Downhill-Pisten und kleinen Seitenwege, Gleitschirmflieger setzen an ausgewählten Startpunkten zum Windritt an – die passende Gleitschirmschule Niederrhein liegt nur wenige Kilometer entfernt. Auch farbenfrohe Drachen finden beim Familienausflug hier oben die richtige Luft, die nur den Joggern nach dem Berglauf hörbar knapp wird.
Wer in den Sommermonaten die Halde erkundet, landet an bestimmten Wochenenden auf einem Musikfestival. Dann wird das Plateau zum Gelände für das „Heaven & Hill Festival“ oder das „Dong Open Air“. Bei Letzterem ist sogar das Campen mit einem Zelt auf den Rasenflächen erlaubt. Der Dong-Berg, von Einheimischen aufgrund der Stadtteils „Dong“ so genannt, entfaltet dann seine ganz eigenen Haldenreize.