Fest steht: Pienes „Geleucht“ zählt zu den bekanntesten Landmarken des Ruhrgebiets. In Moers, wo das Ruhrgebiet in den Niederrhein übergeht, wo die traditionelle Pils-Region auf eine Altbier-Hochburg trifft, wurde das überflüssige Bergematerial beim Kohleabbau bis 1990 aufgeschüttet. Die Zeche Rheinpreußen war das erste Bergwerk auf der linken Rheinseite. Gegründet von einem der wichtigsten Industrie-Pioniere des Ruhrgebiets, Franz Haniel, förderte sie von 1876 bis 1990 Steinkohle.
Danach war die Abraumhalde eine der ersten dieser künstlichen Hügel des Ruhrgebiets, die mit Begrünung eine natürliche Entwicklung zurückbekommen sollten. Zur Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscherpark in den 1990er Jahren, die der Region mitten im Strukturwandel erst die Chancen einer „Industriekultur“ beibrachte, wurde sie begrünt.
Otto Piene setzt mit seinem Geleucht dem Bergbau ein Denkmal. Er begreift die Kohle als Energie- und Wärmespender und den Bergbau als einen der gefährlichsten und kräftezehrendsten Arbeitsplätze. Die Grubenlampe, besonders das Davy-Modell aus dem 19. Jahrhundert, das er als Vorbild wählte, symbolisiert die für die Bergleute überlebenswichtige Orientierung und Sicherheit. Piene, der 2014 starb, erntet heute als Mitglied der Düsseldorfer Künstlergruppe Zero weltweit hohe Ehren. Er war Lichtkünstler der ersten Stunde, als es diese Kunstgattung noch nicht gab. Nachzuspüren ist seine Erfahrung auch in Moers, nach Einbruch der Dunkelheit.
Das 2007 erstmals „entzündete“ Geleucht ist von weitem als Landmarke sichtbar, es taucht 8000 Quadratmeter Halde in ein warmes rotes Licht. 35 Lichtmasten mit LED-Technik unterstützen dabei. Tagsüber schaut der Besucher von der Aussichtsplattform im Geleucht nicht nur auf eine der größten Altbier-Brauereien, sondern bei klarem Wetter bis in die Niederlande. Die Halde Rheinpreußen ist ein Ausflugsziel für Sportler und Wanderer geworden, ist das Haldengelände doch, so wirbt die Stadt Moers, größer als der Vatikanstaat.