Die gesunde Skepsis gegen derartig aufgeblasene Versprechen geht hier allerdings fehl. Man muss es nicht „Stonehenge des Ruhrgebiets“ nennen, doch ein Aufstieg zum Horizont-Observatorium und zur Sonnenuhr lohnt sich in jedem Fall.
Zwei riesige Bögen spannen sich dort elegant über eine Fläche von 88 Metern Durchmesser auf dem nördlichen Gipfelplateau der Halde. Ästhetisch eindrucksvoll wie andere Landmarken auf den Halden des Ruhrgebiets, steht beim Horizont-Observatorium allerdings die sinnliche Wissensvermittlung im Vordergrund. Ein Bogen spannt sich von Süden über den Zenit zum Nordpunkt, der andere folgt als Himmelsäquator der Sonnenbahn von Osten nach Westen. In der Mitte könnte man genau über die Horizontlinie blicken, unter der die Umgebung je nach Entfernung bis auf einige Schornsteine versinkt. Auch Laien der Astronomie könnten hier nachts Sternbilder beobachten und – dank der leicht beleuchteten Bögen – auch verorten. Den Konjunktiv macht an dieser Stelle derzeit ein Riss im Äquatorbogen notwendig. Er hat bis auf Weiteres zur Sperrung der Plattform geführt.
Die übergroße Sonnenuhr nach antikem Vorbild, dessen Schattenspender ein 8,5 Meter hoher Obelisk mit Kugelspitze ist, zeigt dagegen auch jetzt zuverlässig die Ortszeit für Herten an. Hinweise zu den astronomischen Beobachtungen, die man von der Halde aus machen kann, liefert der Verein Initiativkreis Horizontastronomie im Ruhrgebiet e.V. mit Bastelbögen für Sonnenuhren und Sternenkarten. Zwischen Funkuhr und Handywecker mag die alltägliche Bedeutung der Himmelsbeobachtung in den Hintergrund getreten sein. Dieser Ort jedoch macht diese grundlegende Kulturtechnik sicht- und erfahrbar.
Der Weg zur 500-stufigen Treppe oder zu den sanft ansteigenden Serpentinen zum Haldengipfel auf 150 Meter Höhe führt über eine exotisch wirkende Drachenbrücke aus roten und grauen Stahlelementen. Durch ihre leicht geschlängelten Rippen gelangt man zum Fuß der Halde. Alles unter dem wachsamen Blick eines stilisierten Drachenkopfes, der sich in einer 180-Grad-Drehung dem Fußgänger bedrohlich entgegen beugt.
Die Halde Hoheward als Landschaftspark und Panoramapunkt der Route der Industriekultur wird auch zukünftig weiterentwickelt. Bis Ende 2012 wird auf einem Teil der Halde noch taubes Gestein aufgeschüttet. 150 Millionen Tonnen Material der benachbarten Zechen Ewald, Schlägel, Eisen und General Blumenthal bilden das Fundament des neuen Freizeitareals.