Sie ist nur 6,5 Hektar groß und gerade einmal 14 Meter hoch – ein Zwerg in der Haldenlandschaft. Mit ihrem Erneuerungspotenzial aber kann sie wuchern. Die Halde Brockenscheidt in Waltrop zeigt exemplarisch, wie aus alten Bergbaurelikten nachhaltige Projekte erwachsen. Wie aus historischen Industrie-Anlagen anziehende Gewerbe- und Freizeitflächen entstehen. Aus Alt mach Neu, so der Grundsatz, der sich rund um den renaturierten Abraumberg in vielen Facetten widerspiegelt.
Der Spurwerkturm des Künstlers Jan Bormann demonstriert das anschaulich. 1000 Meter abgenutzte Spurlatten wandelten sich in sieben Jahren zu einem beeindruckenden Kunstwerk. Die Latten hielten einst Förderkörbe der Zeche Ewald in Herten in der Spur. Nun formen sie das Herzstück des Waltroper Haldenplateaus: ein 20 Meter hohes Holzgitterbauwerk. Eine Landmarke Waltrops. Ein stählerner Koloss am Horizont. Die Pyramide mit dichtem Stumpf und drei spitz zulaufenden Einzellatten überragt seit dem Jahr 2000 nahegelegene Industriehallen und Bäume. Ausflügler blicken von der Aussichtsplattform bis in die Nachbarstädte Castrop-Rauxel, Dortmund und Lünen.
Und was hat sich sonst noch rund um die Halde getan? Das beschauliche Gelände der ehemaligen Zeche Waltrop entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem lebendigen Anziehungspunkt weiter. Erholungssuchende und Shoppingfans mögen das gleichermaßen – aus Alt mach Neu, hier ein Lebensgefühl. Das liegt zum einen an der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, in dessen Rahmen die Restaurierung des denkmalgeschützten Backsteinensembles vorangetrieben wurde. Zum anderen an den innovativen Händlern und Produzenten, die sich in den historischen Industriebauten niedergelassen haben.
Eine Warenhauskette etwa hat die frühere Fördermaschinenhalle, die Lohnhalle mit Kaue und Lampenstube wie die Turbinenhalle für Verkauf und Verwaltung umfunktioniert. Sie bietet das gute Alte als das verlässlich Neue an und setzt dabei auf Kriterien wie Tradition, Regionalität und Langlebigkeit. Eine Radmanufaktur produziert nicht weit entfernt originelle Dreiräder mit Elektromotor, die typischen Drahtesel haben in den ansehnlichen Bauten, mit ihren Jugendstilfassaden und Rundbogenfenstern, ausgedient.
Ob sich Bergleute das wohl erträumt haben, als sie von 1903 bis 1979 auf dem Zechengelände malochten? Die Förderung von Steinkohle ist hier schon lange Geschichte. Was bleibt sind Erinnerungszeichen mit gänzlich neuer Funktion.