In einer Zeit, in der die Luft über dem Ruhrgebiet noch grau und staubverhangen war, erschienen die Halden noch als lebendige Wesen von schwankender Größe. Aufschüttungen wechselten mit Abtragungen, falls die „Berge“, das nicht weiter nutzbare Material aus der Tiefe, für Bauzwecke gebraucht wurden. Die Halde Rheinelbe im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf bekam erst 1999 ihre endgültige Form, dabei war ihre ursprüngliche Quelle, die Zeche Rheinelbe, bereits 1928 in unruhigen Zeiten des Überangebots geschlossen worden.
Bauliche Spuren davon sind geblieben, insgesamt steht noch ein Ensemble aus vier alten Zechengebäuden. Den Strukturwandel spiegelt besonders das Tagungshotel in der ehemaligen Maschinenhalle. Förderturm, Schornsteine, Abfüllanlagen und die Gleisharfe für den Abtransport der Kohlen sind dagegen längst verschwunden. Entstanden ist auf dem Haldengelände eine Landschaft, die zunächst sich selbst überlassen wurde. Mit den Jahren wuchs eine „Industrienatur“ mit Birkenwald, von Sträuchern überwucherte Trümmerfelder und karge Steinbruchflächen. Hier lassen sich wieder zahlreiche Pflanzen- und Tierarten finden.
Kopfsteinpflasterwege führen heute über das weitläufige Gelände mit der Forststation Rheinelbe, die als Projekt des Landesbetriebs die Erhaltung und Vermittlung der Industrienaturflächen betreibt. Die Idee dazu entstand – wie auch für viele andere Industriekultur-Projekte des Ruhrgebiets – während der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscherpark von 1989 bis 1999. Landschaftskünstler Herman Prigann wurde damals eingeladen, aus den Restflächen des Industriezeitalters Neues zu schaffen. Die Arbeiten auf dem Rheinelbe-Gelände wurden Priganns größtes Projekt. Der Recklinghäuser schuf zwischen 1996 und 2005 den Skulpturenwald Rheinelbe mit mehreren Installationen. Zumeist Werke, die auf den ersten Blick wie Überreste der Industrie wirken.
Vom Skulturenwald nur getrennt durch den Weg des Emscherpark-Radwegs erhebt sich die Halde. Erreicht wird der karge Gipfel über den spiralförmigen Weg, die letzten Meter sind über eine Betontreppe zu steigen, die mit der von Prigann 1999 aus 35 großen Betonquadern geschaffenen Installation die „Himmelsleiter“ bildet. Einzigartig ist der weite Blick vom künstlichen auf einen natürlichen Berg: der 84 Meter hohe Mechtenberg in Essen liegt in Sichtweite.
Hinweis für Besucher: Von der Bushaltestelle Halfmannsweg sind es etwa 15 Geh-Minuten bis zum Haldengipfel.