BühneOper

Exorbitanter Schrei: „Parsifal“ im Aalto Musiktheater

bis 08.06.2025
Versuchung, Verführung, Religion und Erlösung: Roland Schwab inszeniert Richard Wagners Oper „Parsifal“. In den Hauptrollen sind Robert Watson und Bettina Ranch zu erleben.

Ein Speer, eine königliche Wunde, die Suche nach Erlösung und ein reiner Tor, der die ganze Schieflage wieder in Ordnung bringen soll. Eigentlich könnte man die Handlung auf diese wenigen Zeilen verknappen, doch Richard Wagner hat dazu eine rund viereinhalbstündige Oper komponiert und sie als „Bühnenweihfestspiel“ bezeichnet. Die Uraufführung fand standesgemäß im eigenen Festspielhaus von Bayreuth statt.

Was Wagner einst als »Zukunftsmusik« deklariert hat, ist heute längst ein Klassiker. Daher ist eine Reise auf den Grünen Hügel nicht zwingend. Man kann auch nach Essen fahren. Regisseur Roland Schwab, der 2022 in Bayreuth den »Tristan und Isolde« inszeniert hat, kommt ans Aalto Musiktheater, wo Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti den »Parsifal« musikalisch einstudieren wird. Robert Watson singt die Titelpartie, Heiko Trinsinger den Amfortas, den König der Gralsritter.

Frauen spielen in Richard Wagners letzter Oper „Parsifal“ eigentlich keine große Rolle, gäbe es nicht die eine, die besondere Partie: „Kundry lebt ein unermessliches Leben unter stets wechselnden Wiedergeburten, in Folge einer uralten Verwünschung, die sie […] dazu verdammt, in neuen Gestalten das Leiden der Liebesverführung über die Männer zu bringen“, so schreibt Wagner und nennt sie ein „wunderbar weltdämonisches Weib“. Kundry muss Klingsor zu Willen sein, um durch ihren Reiz die Gralsritter, und später auch Parsifal, zu verführen. Thomas Mann erkennt in ihr eine der „stärksten, dichterisch kühnsten“ Bühnenfiguren in Wagners Gesamt-Kosmos.

Kundry ist eine femme fatale, ihr exorbitanter Schrei einer der berühmtesten in der gesamten Operngeschichte. Diese heikle Partie übernimmt am Essener Aalto-Theater die in Berlin beheimatete Bettina Ranch: „Ich wollte schon immer singen, seit ich denken kann. Ich sagte meinen Eltern, dass ich Sängerin werde, und ich sang jeden Tag, auch wenn ich krank war.“ Als Kind schon ist sie oft in die Oper gegangen und fand es „cool“, wie Sänger über ihre Arbeit sprachen. Seit 2016 zählt Ranch zum Essener Ensemble. Nun übernimmt sie die sicher komplexeste weibliche Wagner-Partie. Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti leitet das musikalische Geschehen.

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