
Blüten über Blüten, groß und haarscharf gemalt. Dazwischen ein paar riesige Ameisen oder Marienkäfer, die sich in einer aufgeplatzten Frucht drängen. Irgendwo leuchtet ein blaues Hasenglöckchen aus einer dunklen Baumhöhle heraus. Pflanzen und Insekten bevölkern ihre Bildwelt. Dabei legt Melanie Loureiro keinen Wert auf absolute Naturtreue. Ihre Bilder wollen nicht realistisch sein, nur plausibel. Und das sind sie, selbst in der gigantischen Vergrößerung, die Flora und Fauna manchmal bedrohlich erscheinen lässt. Eine Wirkung, die sie zwar versteht, aber nicht beabsichtigt. Viel eher ginge es ihr um einen Perspektivwechsel: Die riesige Ameise betrachte man mit anderen Augen – eine Erfahrung, die dem anthropozentrischen Weltbild zuwiderlaufe.
Ihren Anfang nahm das Interesse an der Natur vor einigen Jahren, als Loureiro ihr Atelier nahe dem Düsseldorfer Südpark bezogen hatte. Jeden Morgen und jeden Abend durchquert sie seither die Grünanlage per Fahrrad – auf dem Weg ins Atelier und zurück. Oft steige sie ab, um Pflanzen und Insekten aus Nähe zu betrachten. Onlinekurse, Podcasts, Hörbücher helfen der Malerin, ganz tief in die Materie einzusteigen. Es sei ein bisschen wie eine Obsession: „Ich sammele Informationen, beginne ein Bild, beriesele mich dabei so lange mit Wissen, bis ich meine, etwas verstanden zu haben.“