Film

Die 71. Oberhausener Kurzfilmtage

30.04.2025 - 04.05.2025
Veranstaltungsort
Lichtburg Oberhausen
Das große Festival des kleinen bzw. kurzen Formats, das von seiner Tradition her „Wege zum Nachbarn“ beschritten hat, öffnet sein Archiv und stellt als Programm-Thema Filme aus der DDR vor.

Frank Beyer, Heiner Carow, Gerhard Klein, Volker Koepp, Wolfgang Kohlhaase, Kurt Maetzig, Helke Misselwitz, Lothar Wernicke und Konrad Wolf, das sind einige große Namen des Defa-Films. Heimat ist ihnen emotionaler Zustand, Auf- und Anforderung. Das ist die eine Perspektive. Die andere, dass die Oberhausener Kurzfilmtage Jahrzehnte lang den Eisernen Vorhang durchlässig gemacht und ‚kurze’ Innenansichten auch aus dem zweiten deutschen Staat vorgestellt haben. Eine Auswahl zeigt das 71. Festival.

Harry Hornig dokumentiert 1966 die Kurzfilmtage und verweist anfangs mit einem Straßenschild auf die Stadthalle als dem Austragungsort des Festivals in seinem 12. Jahr unter Hilmar Hoffmann. Nüchtern verliest er ein Zitat aus dem Festivalkalender: „Die Filmkunst ist die wichtigste aller Künste“, es stammt von Lenin. Das sei der Maßstab, an dem arbeitet er sich ab.

Die 40 Minuten streifen durchs Wettbewerbsprogramm, sammeln Skurriles, formale Finessen, existentielle Krisen. Hornig beäugt das Publikum, interviewt Passanten – die immer seinen eigenen politischen Standpunkt bestätigen. „Betroffen“ resümiert er, dass „die soziale und politische Wirklichkeit“ hier nicht Zutritt erhalte. Ein Kalter Krieger trägt die ideologische Brille: polemisch und arglistig. Spricht von „Exzessen“ und Oberhausens „Selbstentleibung“, vermisst „Engagement“ und kritisiert ebenso die angebotene Erbsensuppe für 3,50 Mark wie „Indifferenz“ und die Ablehnung eines DDR-Films über Nordvietnam im Programm und lässt Proteste gegen Zechenschließungen im Revier nicht unbemerkt.

Die DDR-Beiträge des Festivals lobt Hornig für die richtigen Fragen: „nach dem Sinn des Lebens und dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft“, für das Wachhalten von Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit und das Aufdecken westdeutscher Vorurteile. Seiner Sache sicher kehrt er heim in die für ihn ‚bessere’ Gesellschaft.

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Die 71. Oberhausener Kurzfilmtage

30.04.2025 - 04.05.2025
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Lichtburg Oberhausen

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