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Orte und Zeiten
Der kanadische Choreograf Daniel Smith lebt und arbeitet seit 2022 in Düsseldorf, wo er in mit seiner Kompanie Dans Myth freie Tanzprojekte realisiert. Der ehemalige Tänzer des Balletts am Rhein ist heute vor allem freiberuflich unterwegs – sowohl mit eigenen Projekten als auch als Gastchoreograf für verschiedene Kooperationen in Düsseldorf und dem ganzen Land.
Aktuell steckt er mitten in den Proben für seine Performance „Sparkle Beasts“, die im April im Theatermuseum Düsseldorf zu sehen sein wird. Das Tanzstück erforscht mit Körper und Musik den Einfluss traumatischer Erlebnisse auf das Erwachsenwerden. Wir haben mit Daniel Smith über seine Inspiration und sein Schaffen gesprochen.
In der Arbeit „Sparkle Beasts“ geht es unter anderem um die Verarbeitung traumatischer Kindheitserfahrungen. Wie ist es zu diesem Thema gekommen und wie lässt es sich greifen?
D.S.:
Dieses Stück – und meine Arbeit allgemein – ist sehr persönlich. Oft nehme ich traumatische Erlebnisse als Ausgangspunkt für meine Inspiration. Der kreative Prozess beginnt mit meinen eigenen Erfahrungen, aber er entwickelt sich im Austausch mit den Menschen im Raum weiter. Die Arbeit ist stark von meiner queeren Identität geprägt. Kindheitserfahrungen wie Ausgrenzung, Mobbing oder das Gefühl, nicht dazuzugehören, beeinflussen einen zum Teil bis ins Erwachsenenalter fort und sind für viele in der queeren Community nachvollziehbar. Deshalb interessiert mich auch das soziale Miteinander in einem Raum – ich lasse mich von zwischenmenschlichen Konflikten inspirieren.
Wie lassen sich diese Erfahrungen in eine körperliche Sprache übersetzen?
D.S.:
Das Stück ist nicht autobiografisch, sondern wächst organisch aus meinen Emotionen und den Impulsen der Tänzer*innen. Die körperliche Umsetzung variiert: Manchmal arbeite ich sehr konkret, manchmal folge ich eher spontanen Impulsen. Ich beobachte die Tänzer*innen, verfeinere ihre Bewegungen und gebe dem Ausdruck eine klare Richtung. Mein Ziel ist es, eine Balance zwischen Rohheit und Präzision zu finden – eine klare Botschaft in einer abstrakten Form.
Das hört sich alles nach ziemlich harter Kost an. Ist es ein düsterer Abend?
D.S.:
Trotz des ernsten Themas gibt es in meiner Arbeit auch viel Humor und Leichtigkeit. Neben der Dunkelheit existiert immer auch das Licht. Dieses Stück ist besonders farbenfroh, da ich mit dem in Köln ansässigen bildenden Künstler Rewert Remmers zusammenarbeite. Es ist unsere zweite Kooperation – diesmal hatten wir mehr Zeit, um unsere Ideen zu verbinden. Sein verspielter, cartoonartiger Stil bildet einen spannenden Kontrast zur inhaltlichen Tiefe des Stücks.
Und welchen Sound hat diese Kombination aus Licht und Schatten?
D.S.:
Die Musik stammt größtenteils von Milan Philips, mit dem ich erstmals zusammenarbeite. Er wurde mir von Rewert vorgestellt und unsere Stile ergänzen sich perfekt. Die Musik bewegt sich zwischen düsteren, tiefgehenden Momenten und verspielter, verrückter Leichtigkeit. Wir nehmen zwar unsere Arbeit sehr ernst, aber uns dabei nicht zu ernst.
Außerdem gibt es eine Komposition von Eduardo Boechat, ein melodisches Klavierstück, das sich harmonisch ins Gesamtkonzept einfügt. Alle Musikstücke sind Originalkompositionen und wurden speziell für dieses Projekt erschaffen.