
„This is not normal“, das ist nicht normal – das selbstgeschriebene Schild, das Anfang März eine demokratische Kongress-Abgeordnete während der Rede des US-Präsidenten Donald Trump in der Hand hielt, hat das Zeug, zu einer Medienikone zu werden. Wenige Tage zuvor feierte im Tanztheater Cordula Nolte ein Stück Premiere, das diesen Kommentar in bewegte Bilder übersetzt. „richtigfalsch“ ist ein zeitloses Stück, das exakt in diese Zeit passt – es erzählt vom Gefühl, sich im falschen Film zu fühlen, verstrickt in Situationen, Gefühle, Umstände, von denen man keine Ahnung hat, wie es eigentlich so weit kommen konnte.
Ein Symbol der Inszenierung ist die schwarze Anzugjacke: In unterschiedlichen Funktionen stellt sie Macht, die Arbeitswelt und Anpassung dar, wird zum Statussymbol, zur Zwangsjacke und zum Sinnbild der Monotonie – bis eine Tänzerin sich in einem Akt der Befreiung von ihr löst. Gesellschaftliche Themen wie Konsum, Ausbeutung und Oberflächlichkeit stehen im Mittelpunkt von „richtigfalsch": Kleider beginnen zu sprechen und enthüllen die dunklen Geschichten hinter der Modeindustrie. Tragische Realitäten werden fröhlich inszeniert: Blutige Wäsche auf der Leine, ein Schlager über das Unglück einer Frau und eine Kirmes-Performance, die nur zur Sinnleere führt.
Am Ende steht eine dystopische Vision der Menschheit: Ein fremdartiger Vogel betrachtet uns als Ausstellungsobjekte – immer mit der Uhr im Blick, dem Handy in der Hand und dem Selfie-Stick ausgestreckt. Eine Reflexion über unsere Gegenwart und die Frage: Wie sind wir hier gelandet?