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War Jesus ein DJ? Marvin Wittiber über die multidisziplinäre Auferstehungsfeier „Exult!“

19.04.2025 - 20.04.2025
location
Christuskirche Düsseldorf
Wäre Jesus im 21. Jahrhundert wohl ein Technohead? Was hat die Auferstehungsgeschichte mit Performance zu tun? Und wie kann man Theater/Performance, Rave und Gottesdienst miteinander verbinden? In dem Konzept einer multidisziplinären Auferstehungsfeier verschmelzen in „EXULT!“ in der Christuskirche in Düsseldorf alle drei Elemente zu einem performativen Spektakel bis in die Morgenstunden. Gottesdienst trifft auf DJ-Sets und Performance. Marvin Wittiber ist nicht nur künstlerischer Leiter der Nacht, sondern hat für „EXULT!“ auch seinen ersten eigenen Bühnentext geschrieben: In „Ewig Limbus, Baby!“ begegnet Jesus verschiedenen Figuren aus der (Literatur-)Geschichte und entdeckt das Dazwischen – gemeinsam im Limbus.
Gehen wir doch direkt in medias res: Was hat Jesus mit Techno zu tun?
M.W.:
Ganz konkret hat Ostern für mich etwas mit Techno zu tun. Ostern als das Fest der Auferstehung ist ein Fest des Lebens. So begreife ich auch die Technokultur. Und auch ein Rave weist Parallelen zu einem Gottesdienst auf: Der DJ und der Prediger stehen vor einer Menge, Musik und Worte gehen in Körper über.
Wie ist die Idee zu der multidisziplinären Auferstehungsfeier in der Kirche entstanden?
M.W.:
2022 habe ich „Judas“ von Lot Vekemans in der Teerstegen-Kirche in Düsseldorf inszeniert; das war meine erste Arbeit im sakralen Raum. Als wir damals über die Dernièren Party in der Osternacht sprachen, flackerte die Idee eines „Auferstehungsraves“ zum ersten Mal auf. Und als ich nach meinem Engagement am Theater Bamberg zurück nach Düsseldorf kam, war mir klar, dass ich eine Fortsetzung meiner Arbeit in der Kirche anstreben und das Thema noch einmal neu angehen will. Ein ausschließlicher Rave kam für mich als Theatermacher jedoch nicht infrage und so kam ich auf die verteufelte Idee, Rave, Gottesdienst und Performance zusammenzubringen. Ich mache gerne Theater an Orten, aus denen heraus eine Reibung mit dem Text entsteht. Bei „Judas“ war für mich direkt klar, dass der Text in einer Kirche gespielt werden muss und so ist es auch mit „EXULT!“ – wir bespielen einen Raum, der eine eigene Bestimmung, eigene Regeln und eine eigene Geschichte hat.
Welcher persönliche Bezug besteht denn zur Kirche und wie passen Religion und Performance zusammen?
M.W.:
Ich selbst bin der evangelischen Kirche verbunden und war früher sehr engagiert, sowohl in der Kinder- und Jugend- als auch in der Gremiumsarbeit. Aber ich bin nicht derjenige, der sonntags auf der Kirchenbank sitzt, also versuche ich, mit meiner Kunst meinen Platz in der Kirche zu suchen. Meine letzten Arbeiten haben sich vor allem mit queeren Themen auseinandergesetzt, aber Glaube und Kirche ist für mich ein ebenso wichtiges Thema. Die Performing Arts haben bisher in der Kirche keinen wirklichen Platz – im Gegensatz zur bildenden Kunst, Literatur oder Musik. Ich hoffe, dass wir mit diesem Projekt ein Zeichen setzen können für die Verbindung von darstellender Kunst und Kirche und freue mich, dass der Düsseldorfer Kirchenkreis da so progressiv vorangeht.
Gottesdienst, Performance, Rave – was genau erwartet das Publikum/das Partyvolk in dieser Osternacht?
M.W.:
Die Menschen erleben auf performative Weise die magische Osternacht, die als Bindeglied besonders ist; sie ist das Dazwischen zwischen den Kartagen und Ostersonntag – also dem Tag der Auferstehung. Um genau dieses Dazwischen erlebbar zu machen, haben wir uns für das Konglomerat entschieden und die Gesamtveranstaltung zusammengestellt, die aus drei ineinandergreifenden Teilen besteht. Um in den absoluten Genuss zu kommen, sollte man die komplette Reise erleben: Es beginnt mit einem Gottesdienst der Pfarrerin Katharina Mutzbauer, die auch Yoga- und Meditationslehrerin ist. Dann gehen wir über in eine zweiteilige Performance: Die erste Performance besteht aus einem Stück, das ich selbst geschrieben habe, „Ewig Limbus, Baby!“ ist der Ausgangspunkt für den spirituellen Wechsel um Mitternacht in der Osternacht, in dem es um den Wechsel zwischen Tod, Trauer, Licht, Hoffnung, Auferstehung und Freude geht. Wir bewegen uns wie in einer Rauminstallation in das Dazwischen und begegnen dabei den ein oder anderen Figuren aus Geschichte, Mythos und Wissenschaft. Schließlich durchschreiten wir den Limbus und feiern den Rave: Dafür haben wir ein DJ-Line-Up mit drei jungen Künstler*innen aus NRW kuratiert: Kracck, ØSTRØ und Chupa. Nach dem ersten DJ-Set wird es noch einmal eine künstlerische Interruption geben, die der kanadische Choreograf Daniel Smith gemeinsam mit den fünf Performer*innen erarbeitet. Danach geht der Rave dann weiter – bis in die frühen Morgenstunden. Damit orientiert sich die Nacht auch an klassischen Osternachtsgottesdiensten, wie ich ihn etwa in meiner Heimatgemeinde erlebt habe. Diesen Gottesdiensten ist selbst etwas Performatives eingeschrieben – es ist also alles schon da und wir wollen es in Kunst übersetzen.
Interview
Simone Saftig

Running Order 

22:00 Uhr Einlass / 22:30-23:15 Uhr Gottesdienst / 23:15-0:15 Uhr „Ewig Limbus, Baby!“ I / 0:15-1:45 Uhr DJ-Set I / 1:45-2:00 Uhr „Ewig Limbus, Baby!“ II / 2:00-4:00 Uhr DJ-Set II / 4:00-6:00 Uhr DJ-Set III / 6:00 Uhr Ende der Veranstaltung / Auslass

Gottesdienst

Konzept: Katharina Mutzbauer, Nils Davidovic / Liturgie: Katharina Mutzbauer

Ewig Limbus, Baby!

Konzept, Text & Regie: Marvin Wittiber / Choreografie: Daniel Smith / Bühnen- und Kostümbild: Saskia Holte / Sounddesign: Franz Fuhrmann / Lichtdesign: Jonas Mokosch / Kostümassistenz: Kamilla Koch / Maskenbild: Katharina Marie Alt / Produktion: DüsselDrama / Performance: Aleksandrs Baldiskins, Pepe Martin, Jonathan Reimann, Valerie Schneider, Hannah-Lena Thomé

Rave

DJ-Sets: Krackk, ØSTRØ, Chupa

Der Eintritt ist frei.

Mehr Infos

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