
„Ich könnte niemals etwas in ein Bild hineintun, was nicht aktuell vor mir liegt…, es wäre eine sinnlose Lüge, nichts als ein wenig Täuschung“, das hat Lucian Freud einmal gesagt. Wie wichtig dem britischen Maler der reale Moment, das wahrhaftige Gegenüber nahm, führt sein „Kopf einer Frau“ vor Augen. Das Porträt aus den späten 80er Jahren zählt zu den Höhepunkten der Schau in Siegen, die sich „Blicken“ widmet - im Bild, aus dem Bild und auf das Bild. Dazu sind im Museum für Gegenwartskunst rund 60 Werke aus den hauseigenen Sammlungen vereint. Sie stammen von Größen wie Francis Bacon, Miriam Cahn und Bernhard Fuchs, Hans Haacke, Isaac Julien oder Sigmar Polke und streifen diverse Medien. Etwas skeptisch schaut 1932 das „Bauernpaar aus dem Westerwald“ in August Sanders Kamera. Und in Omer Fasts Filmprojekt „13 Schritte“ richten sich alle Blicke auf zwei Klimaaktivist*innen, die maskiert auf dem Fußboden liegen. Stumm starrt der Augenmensch aus Maria Lassnigs Zeichnung heraus, während John Baldessari vor die Videokamera tritt, um uns Sol LeWitt 35 Sätze der Konzeptkunst vorzusingen.