Wo Jan Philip Scheibe seine Kunst präsentiert, leuchtet es oft. Manchmal nur für kurze Zeit, etwa wenn er in einer Performance eine alte Straßenlaterne mit sich trägt. Oder an der Lichtpromenade in Lippstadt, wo seine Leuchtschrift "abseite" auf Außenseiter und Außenseiten, auf entlegene, vergessene, verfemte Orte und Existenzen verweist.
Nun ist "Leid + Einsamkeit" in dem Ort zu sehen, aus dem der in Hamburg lebende Künstler selbst stammt: In Lemgo hat er eine Lichtinstallation in die St. Marienkirche gehängt: ein Kirmesschild mit roten, gelben und grünen LED-Diamantleuchten, gesteuert durch einen Tonabnehmer. Die Installation steht im Kontrast zu einem mittelalterlichen, antisemitischen Sandsteinrelief an der gegenüberliegenden Wand.
"Diese Arbeit verwebt drei Motive: Erinnerungen an die Lemgoer Kirmes Kläschen, bei der mich das Leuchten der bunten Lichter immer mehr faszinierte als die Attraktionen", sagt Jan Philip Scheibe dazu. Dazu die Traumata, "die Hass, Antisemitismus und Rassismus seit jeher über Generationen hinweg hinterlassen haben". Und schließlich unsere heutige, von sozialen Medien geprägte Gesellschaft, in der innere Abgründe so oft überblendet würden.