Geboren in Köln (am 10. Juli 1932), verbrachte Jürgen Becker den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit in Erfurt, bevor seine Familie 1947 ins Bergische Land zog. 1950 schließlich machte er die Domstadt erneut zu seinem Lebensmittelpunkt. So wurde der Schriftsteller schon in jungen Jahren mit einer gesamtdeutschen Perspektive vertraut. Nicht verwunderlich, dass die Wiedervereinigung für ihn ein zentrales Thema war. Bereits vor dem Mauerfall hatte er 1988 im „Gedicht von der wiedervereinigten Landschaft“ an Thüringen erinnert, 1993 erschien sein Gedichtband „Foxtrott im Erfurter Stadion“.
Für sein Werk, zu dem Gedichte, Prosa, Erzählungen und Hörspiele gehören, wurde Jürgen Becker wiederholt ausgezeichnet, unter anderen 2014 mit dem prestigeträchtigen Georg-Büchner-Preis. Becker habe, lobte damals die Jury, „die Gattungsgrenzen von Lyrik und Prosa beharrlich neu vermessen und verändert“.
Der passionierte Kölner – gemeinsam mit Heinrich Böll und Dieter Wellershoff bildete er lange das literarische Dreigestirn der Szene – veröffentlichte noch in diesem Jahr den Band „Nachspielzeit. Sätze und Gedichte“. 2022 hatte er bereits mit dem Opus „Gesammelte Gedichte – 1971 bis 2022“ Bilanz gezogen.