

Neuerscheinung „Gebt mir etwas Zeit“
In der Düsseldorfer Bahnhofsgegend wohnt ein Mann namens Hurtz. Von seinem Balkon kann er auf die Fenster eines Studios schauen, in dem häufiger mal Komiker ihr Unwesen treiben. Manchmal schauen diese Komiker auch zurück, und dann lassen sie sich inspirieren von den Menschen, die da zugucken. So kam es, dass Herr Hurtz guckte, als Achim Hagemann und sein Freund Hape Kerkeling an einem Duett werkelten. Das wollten sie, verkleidet als polnische Klassikmusiker mit fast echtem Akzent und angeklebten Bärten, einer wohlwollenden Schar kulturell Interessierter präsentieren und diese Menschen damit ein bisschen durcheinander bringen.
„Der Wolf, das Lamm, auf der grünen Wiese“, wollten sie getragen singen und dann mit einem Knaller den Vortrag unterbrechen. Und weil Herr Hurtz gerade zuschaute, wurde ihm das t entnommen und sein Name zur Explosion gebracht. „Hurz!“ hieß es dann höchst eruptiv, was die Zuhörer vor Ort erschreckte, dafür aber die Fernsehzuschauer daheim aufs höchste belustigte. Es war eine der frühen Kamikaze-Aktionen, mit denen Hape Kerkeling seiner Umwelt bewies, was sie alles mit sich machen lässt, wenn er es nur macht.
Immer wieder ist der Mann, der eigentlich Hans Peter Wilhelm Anna Maria heißt, den alle Welt aber nur als Hape kennt, in fremden Kleidern aufgetreten. Er hat das bundespräsidiale Protokoll genarrt, als er 1991 in der Verkleidung einer Königin vorfuhr und behauptete, Beatrix von den Niederlanden zu sein, und 2009 hat er sich als schmieriger Grevenbroicher Starreporter Horst Schlämmer sogar ein bisschen in den Bundestagswahlkampf eingemischt. Er hielt als Schlämmer eine Pressekonferenz ab, bei der die anwesenden Journalisten tatsächlich nach politischen Programmen fragten und nicht danach, was die ganze Verkleidung soll.

Er bewies zum wiederholten Male, dass Kerkeling weiß, wo man ansetzen muss, wenn man die Menschen narren und gleichzeitig volksnah bleiben will. Niemand kann wie er Realität so schön verzerrt spiegeln, dass sie fast wieder erkennbar wird. Der gebürtige Recklinghäuser hat Kraft und Kenntnis gesaugt aus langen Jahren des Probierens. Er war das alberne Hannilein und der überdrehte Spätshowmoderator bei der TV-Sendung „Total normal“. Er hat seltsame Frauen gespielt wie die Therapeutin Evje van Dampen und überdrehte Männer wie den süddeutschen Trottel Siegfried Schwäbli. Er hat Shows moderiert, die floppten, und Filme gedreht, die sich so durchwurschtelten.
Seinen größten Erfolg schaffte er schließlich abseits des Fernsehens mit einem Tagebuch über eine Auszeit. „Ich bin dann mal weg“ hieß sein Bericht von einer Wanderung auf dem Jakobsweg, der sich millionenfach verkaufte und wochenlang die Spitzenpositionen in den Bestsellerlisten blockierte. Die Kombination aus Bucherfolg und Horst-Schlämmer-Triumph katapultierte Hape Kerkeling endgültig aus dem Mittelmaß der vom Privatfernsehen geprägten Komödienlandschaft heraus. Inzwischen gilt er vielen als so etwas wie der neue Loriot. Der Vergleich mit dem Großmeister mag Kerkeling doppelte Befriedigung verschaffen, denn schließlich sorgte Loriot für einen schmerzlichen Misserfolg, als die Karriere eigentlich beginnen sollte. 1977 hatte sich der zwölfjährige Hape für die Rolle des Kindes Dicki im Loriot-Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ beworben und war abgelehnt worden.
Seine Kinofilme wie „Samba in Mettmann“ oder „Kein Pardon“ haben immer noch viele Fans, auch wenn es schon einige Jahre her ist, dass sie im Kino liefen. „Kein Pardon“ wurde 2011 als Musical adaptiert und läuft im Düsseldorfer Musicaltheater „Capitol; wobei Kerkeling bei dieser Produktion nicht auf der Bühne zu sehen ist, sondern im Hintergrund arbeitet. An neuen Projekten und an neuen Figuren. Weissebescheid.