An der schwarzen Wollmütze soll man ihn erkennen, an lässig vorgetragenen, komisch-liebevollen Texten, an seiner Liebe zum gepflegten Wortspiel, auch wenn diese mit Lust schon mal so sympathisch-flach sind wie die Gegend um Moers-Kapellen. Bestes Beispiel dafür ist der Titel von Sträters Solo-Programm: „Schnee, der auf Ceran fällt“.
Was sein Schaffen als Schriftsteller und Komiker angeht, ist Torsten Sträter ein Spätzünder. Ausgebildet als Herrenschneider, arbeitete er einige Jahre in diesem Beruf. Es folgten Tätigkeiten in einer Spedition und als Handyverkäufer in einem Einkaufszentrum. Er schrieb Horror-Kurzgeschichten und trat zum Ende der 2000er Jahre mit ersten, amüsanten Texten bei Poetry-Slams auf. Ab 2009 gewann drei Mal den „NRW Slam“, die nordrhein-westfälischen Meisterschaft in Sachen öffentliches Textvortragen. Seit 2013 entdeckten ihn Kabarett- und Kleinkunstbühnen; einer breiteren Öffentlichkeit wird er durch zunehmende Auftritte im Fernsehen – „Mitternachtsspitzen“, „extra 3“, „nuhr im ersten“ – bekannt.
Von 2016 bis zum April 2019 hatte er mit "Sträters Männerhaushalt" seine eigene Sendung im WDR Fernsehen, die passgenau auf ihn zugeschnitten war. Eine Mischung aus Comedy und Talk, aufgezeichnet in Oberhausen, mit typischen Sträter-Standups, Aktionen mit prominenten Gästen wie einem romantischen Treffen mit Ina Müller am Currywurstbrunnen oder dem gemeinsamen Vorlesen von „Nachrichten aus der Region“: „Der Mittelalter-Markt ‚Ärgste Schwerte‛ in Schwerte-Ergste...“. Die Folge mit Richy Müller gipfelte in einem Feuerwerk der Albernheit.
Hinzu kamen Ruhrpottrubriken wie die „Ruhrgebietstypen“, in der Sträter an einer Schautafel den „Heiopei“ oder „Unsern Oppa“ erklärte. Den lange versprochenen „Alten Wemser“ gab es schließlich in der letzten Sendung, abgebildet war Sträter selbst. Danach folgte die Sendung "Sträter" im WDR Fernsehen, mit ähnlichem Konzept, aber kleinerem Rahmen.
Bei aller Albernheit und der Liebe zum angewandten Wortspiel, erlaubt sich Torsten Sträter in seinen Texten und Standups immer wieder ungewöhnlich tiefe und emotionale Stellen, ohne in Rührseligkeit oder Kitsch abzudriften. Etwa wenn es um Depressionen geht, an denen vor allem in den 90er Jahren selbst erkrankt war, oder die Erinnerung an seine Mutter. Da merkt man ihm kurz eine liebevolle Angefasstheit an. Den offenen, kabarettistischen Umgang mit seinen Depressionen nutzt Sträter, diese tabuisierte Volkskrankheit einer großen Öffentlichkeit bekannter und vor allem verständlicher zu machen. Auch abseits der Bühne, als Schirmherr der Deutschen Depressions-Liga e.V. (DLL).
Dieses bewusste Zulassen ernster Themen in seinen Programmen ist das, was Sträter mit seinen internationalen Standup-Kollegen in den USA verbindet. In Deutschland geht man hingegen lieber auf Nummer sicher, bis auf wenige Ausnahmen. „Das Schwere leicht gesagt“ – so hieß das einst bei Hanns Dieter Hüsch.
Und dann gibt es noch die popkulturelle Seite Sträters, die er nicht nur in Zitaten und Querverweisen in seinen Texten auslebt, sondern auch beim Podcast „Lutsch mich rund und nenn mich Bärbel“, in dem sich die Herren Torsten Sträter, Komiker Hennes Bender und der Drehbuchautor Gerry Streberg allmonatlich aufs Vortrefflichste über das ganze großartige Zeug, über Filme, Comics, Serien, Musik, Hörspiele und Superhelden austauschen, diskutieren und erregen.
Klar ist da einer wie Sträter, stets gewandet in batmanschwarz und mit einem selbstgefertigten Anzug des dunklen Ritters im Keller, bestens aufgehoben. Die Pointen ballern auch hier: „The Hunger Games – was ist denn das für ein Film? Werden da Flugzeuge umgeparkt?“