Lange schon hatte dem Künstler eine Installation um diese physikalische Versuchsanordnung vorgeschwebt. Hier in Münster fand er schließlich den passenden Ort dafür. Seit dem Sommer 2018 kann man Gerhard Richters Pendel nun schon beim Schwingen zusehen. Und wird wahrscheinlich bald bemerken, dass die 48-Kilo-Kugel nicht ganz gerade schaukelt, sondern ihre Richtung leicht verschiebt. Doch der Schein trügt: Sie weicht nicht ab von ihrem Weg. Allein die Erde dreht sich.
Über dreißig Stunden dauert es, bis das Münsteraner Pendel die Runde gemacht hat. Was der Physiker Léon Foucault 1851 erkannte, zeigt sich in Richters künstlerischer Adaption flankiert von grauen Doppelscheiben, die auch den Titel des Kunstwerks vorgeben: „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“. An zwei gegenüberliegenden Wänden angebracht, reflektieren die mit einer Verspiegelung bedampften Scheiben nicht nur das Pendel, sondern auch die Menschen ringsum – hin und her, hin und her. So werden es unendlich viele.
Es braucht nicht viel, um in der Installation ein geglücktes Zusammenspiel von Kunst, Physik und Religion zu sehen. Was er damit sagen will? Fast verdutzt schien Richter über diese Frage am Tag der Einweihung: „Ich wollte ein gutes, ansehnliches Stück liefern, das tröstet und Freude macht.