Nicht erst seit dem Brexit schaut die Welt kritisch auf den größten Inselstaat Europas. Kaum ein anderes Land der Welt wird von den Menschen derart mit Klischees behaftet wie Großbritannien. Die malerischen Küsten Südenglands, das Königshaus und Mister Bean können jedoch nicht die dramatische Realität ausblenden, mit der sich das Land seit Jahrzehnten auseinandersetzen muss: gesellschaftliche und soziale Umbrüche, eine hohe Arbeitslosigkeit, politische Instabilität.
Diese und weitere Themen wie Sozialkritik, Migration, Genderidentität, Community und Diversität beleuchten in dieser Ausstellung 28 britische Fotografinnen aus drei Generationen in seriellen Arbeiten. Dabei sind die Geschichten hinter den Fotografien untrennbar mit den darauf abgebildeten Menschen oder den persönlichen Erlebnissen der Fotografinnen verbunden.
Mit frühen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1970er Jahren dokumentieren sie das Alltagsleben in der Großstadt und an der Küste. In den 1980ern und 1990ern lösen sich die Fotografinnen von der klassischen Dokumentarfotografie und öffnen sich für einen künstlerischen Blick und eine eigene Bildsprache, die sich durchaus humorvoll und satirisch präsentiert. Ab den 2000er Jahren bis heute wenden sich die jüngeren weiblichen Positionen der Fotografie als künstlerischem Medium zu und verarbeiten persönliche Identitätsfragen oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie unter anderem in beeindruckenden (Selbst-)Porträts.
Alle 28 Fotografinnen eint ihr unbändiger Wille zu künstlerischer, sozialer und gesellschaftlicher Autonomie neben ihren männlichen Kollegen. Mit 220 Werken aus 29 Serien stellt die Ausstellung dies eindrucksvoll unter Beweis. Kuratiert wird sie von Ralph Goertz in Kooperation mit IKS PHOTO.