Kunst

Sequence # 5: Videokunst

31.01.2025 - 27.02.2025
Veranstaltungsort
Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum e.V.
Bereits zum fünften Mal bespielt der Kunstverein Bochum dem Winter über die Fensterfront am Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum mit Videokunst. Von Dezember bis März sind wieder in monatlichem Wechsel vier Videoarbeiten in Großprojektion zu sehen. Unter dem Titel „Von Tieren und Täuschungen" widmet sich das diesjährige Programm der grundsätzlichen Frage, inwieweit wir Bildern und dem, was sie uns zeigen, trauen können.

Tiere sind bekanntlich Meister der Täuschung. Manche Art setzt auf die perfekte Täuschung als Überlebensstrategie. Doch nicht nur im Tierreich treffen wir auf Strategien der Täuschung, auch das projizierte Videobild ist letztlich eine Täuschung: Es führt uns in aller Regel Dinge und Geschehnisse vor Augen, die zu anderer Zeit und an anderem Ort sichtbar waren. Es bringt eine materielle Welt zum erscheinen, bleibt dabei als Projektion jedoch selbst stets bloße Lichterscheinung.

Die ausgewählten Arbeiten knüpfen an Täuschungsstrategien des Tierreiches an, reflektieren aber zugleich ihre eigene Medialität. Verfahren wie Animation, Tricktechnik, s/w-Bilder und Inszenierung werden als medienspezifische Aspekte künstlerisch aufgegriffen und verweisen sichtlich auf eine systemimmanente Künstlichkeit der Bilder. In Zeiten einer überhandnehmenden digitalen, inzwischen oftmals KI generierten Bilderflut, in denen die Grenzen zwischen Bild und Wirklichkeit immer mehr verwischen, wird hier der täuschende Charakter von Bildern zum grundsätzlichen Thema.

Kaum eine Tierart ist in der allgemeinen Wahrnehmung derart mit Strategien der Täuschung verbunden wie das Chamäleon. Seine Fähigkeit, sich durch Farbveränderung perfekt an seine Umgebung anzupassen, schützt es in seiner realen Lebenswelt, lässt es zugleich aber auch zum Gegenstand eines Gedankenexperiments auf dem Feld der Kybernetik werden: dem Chamäleon in der Spiegelbox. Was würde mit dem Tier geschehen, wäre es von nichts weiter umgeben als von den Abbildern seiner selbst. Würde es alle seine ihm möglichen Farben in nicht vorhersehbaren Abfolgen und Mustern zeigen, oder gänzlich farblos bleiben.

Marcel Buehler greift dieses Gedankenexperiment in seinem Video „Chameleon in a mirror box" künstlerisch auf. Vordergründig scheint sich hierbei eine Antwort zu finden, verharrt das Chamäleon doch tatsächlich farb- und regungslos in der Spiegelbox. Zugleich aber zerfließen die Kategorien einer eindeutigen Bestimmbarkeit von Bild und Welt, von Realität und Projektion. Und was aufgrund der Regungslosigkeit des Tieres eher für ein Standbild denn für einen Film gehalten wird, entpuppt sich lediglich an einem kleinen Detail, dem ab und zu bewegten Auge des Tieres, als Bewegtbild.

Bei Paul Spengemanns "Walking Stick" handelt es sich um eine Video-Arbeit, in der 13 Ästchen zu einem Körper animiert wurden, der eine Stabheuschrecke in Aktion zeigt. Zu erleben ist seine Videosequenz allerdings erst ab 28. Februar.

Mit langsamen Bewegungen erkundet das Ast-Tierchen die Wohnung des Künstlers. Es wird vermeintlich von einer Kamera gefilmt, die sich in ihrer Bildsprache an Naturdokumentationen anlehnt. So entsteht der Eindruck, das getarnte Ästchen würde in seinem natürlichen Lebensraum gefilmt werden. Die Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmt. Es bleibt unklar, worum es sich bei diesem Ästchen handelt. Es ist weder ganz tote Materie noch vollkommen belebte, eher eine Fiktion in einem realen Kontext. In seiner Fiktion läßt der Film offen, wer hier eigentlich spricht, Realität ind Imagination sind längst eins. (Rebekka Seubert) Spengemann legt den Fokus auf die Möglichkeiten der fortschreitenden Technisierung unserer Gesellschaft, spielt aber auch mit daraus resultierenden Schwierigkeiten.

Kunst

Sequence # 5: Videokunst

31.01.2025 - 27.02.2025
Veranstaltungsort
Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum e.V.

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