Kunst

Schultze Projects #4: Kresiah Mukwazhi im Museum Ludwig

20.09.2024 - 22.08.2025
Groß und schwarz füllt er die Wand am Treppenaufgang. Doch was hat es auf sich mit diesem Neuzugang im Museum Ludwig? Man muss schon hinaufsteigen, um zu erkennen, dass die monumentale Wandarbeit aus tausenden von BH-Trägern samt Häkchen und Schnallen besteht.

Kresiah Mukwazhi hat die gebrauchte Unterwäsche daheim in Simbabwe auf Altkleidermärkten erstanden und gemeinsam mit einer Handvoll Helferinnen*innen über mehrere Monate zum Kunstwerk vernäht. Im Rahmen der Reihe Schultze Projects hängt das imposante Ergebnis fast zwei Jahre lang im Museum Ludwig und gibt einigen Grund zum Grübeln. Man könnte zum Beispiel an den Kleider-Müll denken, den wir im reichen Westen fabrizieren und oft nach Afrika schicken, wo man allerdings nur einen kleinen Teil davon gebrauchen kann. Der Rest türmt sich dort zu textilen Müllbergen. Zur Umweltbelastung kommt der Schaden, den die lokale Textilindustrie durch die billige Konkurrenz erleidet.

Man darf vermuten, dass noch viel mehr Gedanken und Geschichten verstrickt sind in diesem Riesenwerk. Denn Kresiah Mukwazhis Arbeiten stehen nie für sich, sind immer auch ein Statement, das stärken und „heilen“ soll, wie die Künstlerin es formuliert. Vor allem geht es ihr darum, die Folgen der Kolonialisierung aufzudecken und zurückzudrängen. Dazu passt der Titel der Arbeit für Köln, den Kresiah Mukwazhi bewusst in ihrer Muttersprache Shona fasst: „Shanduko nhema“ bedeutet in etwa so viel wie „schwarze Rückforderung“.

Mit großer Geste schickt die Künstlerin unseren Kleidermüll zurück – upgecycelt zum Kunstwerk. Doch natürlich setzt sich das koloniale Erbe nicht nur im Tragen von Büstenhaltern und im Import von Alttextilien fort. Viel zu sehr, so Kresiah Mukwazhi, sei das Selbstverständnis der Menschen in Afrika noch immer von kolonialen Konstrukten geprägt – und die gelte es zu verlernen.

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Schultze Projects #4: Kresiah Mukwazhi im Museum Ludwig

20.09.2024 - 22.08.2025

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