„Erinnern heißt kämpfen!“ – ein oft zitierter Ruf, wenn es um unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung geht. Und doch bleibt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit lückenhaft. Beim Gedenken an die Befreiung von Auschwitz und das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren bleibt ein bitterer Beigeschmack: Nicht für alle Opfergruppen gleichermaßen bedeutete 1945 ein Ende von Verfolgung und Diskriminierung. Homosexuelle Männer blieben weiterhin im Fadenkreuz. Der § 175, der ihre Sexualität kriminalisierte, blieb bestehen – die gesellschaftliche Stigmatisierung setzte sich nahtlos fort. Eine schmerzhafte Kontinuität, die bis heute nachwirkt.
Nur wenig ist bekannt über das Leben jener, die die Verfolgung überlebten – und dennoch auch nach 1945 entrechtet und unsichtbar gemacht wurden. Viele wurden erneut inhaftiert. Entschädigungen blieben ihnen verwehrt und ihre Geschichten fanden keinen Platz in der kollektiven Erinnerung. Wie auch die anderer queerer Menschen, die ebenfalls unter der Fortsetzung repressiver Gesetze und sozialer Ächtung litten.
Im Herbst 2024 setzten sich junge Menschen unter der Leitung von Regisseur Marvin Wittiber im Theaterprojekt „Allein im Rosa Winkel“ intensiv mit der Verfolgung der queeren Szene im nationalsozialistischen Düsseldorf auseinander. Nun setzt das Theaterkollektiv diese Arbeit fort und widmet sich den Kontinuitäten der Diskriminierung nach 1945. Denn Düsseldorf, einst ein Zentrum der Homosexuellenverfolgung im Dritten Reich, war auch in der Nachkriegszeit ein Ort, an dem Ausgrenzung und Unsichtbarmachung queerer Menschen ungebrochen fortdauerten.
In diesem Workshop folgen Teilnehmer*innen zwischen 16 und 27 Jahren den Spuren der Biografien jener, die die Verfolgung überlebten, und der zerschlagenen, einst blühenden queeren Subkultur. Mit Theater, eigenen Texten und der verbindenden Kraft der Musik erkundet der Workshop, wie wir heute von diesen Geschichten erzählen können, um das dröhnende Schweigen zu durchbrechen, eine kraftvolle Stimme zu erheben und diesen Menschen endlich die Gerechtigkeit zu verschaffen, die ihnen gebührt.
Anmelden können sich alle Menschen zwischen 16 und 27 Jahren bis zum 09.02. per Mail an mail@marvinwittiber.de. Es sind keine Theater-Vorkenntnisse vonnöten.
Termine:
15.+16.02. 10-18 Uhr Workshop20.02. 18-22 Uhr Workshop21.02. 13:30-17:30 Uhr Workshop21.02. + 22.02. 19:30 Uhr Abschlusspräsentation
im Theatermuseum Düsseldorf