Im Porträt: Alte Synagoge

OrteGeschichteEssen
Die Alte Synagoge Essen ist ein Kulturgigant: Sie ist ein Gebäude der Zusammenkunft und der Bildung. Erinnerungsort und zugleich Mahnmal. Wahrzeichen der Stadt Essen ebenso wie beliebtes Ausflugsziel für Menschen, die sich der jüdischen Kultur nähern wollen.

Ihre Geschichte ist so facettenreich wie vielschichtig, sie reicht bis ins Jahr 1911 zurück, dem von Hoffnung und Zuversicht bestimmten Baubeginn. Was bis heute folgte, waren die mutwillige Zerstörung, Leerstand, Rekonstruktion und eine dreifache Neuausrichtung.

Aus einer der größten und schönsten Synagogen Deutschlands wurde im Jahr 1938 eine Ruine, die Nationalsozialisten hatten auch das Essener Gotteshaus in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November angezündet. Die standhaften Mauern konnten jedoch von den Machthabern nicht abgerissen werden, da umliegende Häuser bei einer Sprengung beschädigt worden wären. Auch den Zweiten Weltkrieg überstand es nahezu unbeschadet. 1959 kaufte die Stadt Essen das Gebäude, um ein Museum für Industriedesign darin einzurichten – einen zeitlosen Raum, der bis 1979 verschiedene Ausstellungsstücke aus der Massenproduktion beherbergte. Ab 1980 entwickelte sich die ehemalige Synagoge zu einem politisch-historischen Dokumentationsforum und zu einer Gedenkstätte, um letztendlich zwischen 2008 und 2010 das zu werden, was sie heute ist: Ein Haus der jüdischen Kultur.

Fast 30 000 Besucher*innen pro Jahr erkunden das historische Gebäude, das inmitten der Essener Innenstadt neben dem Rathaus liegt. Zuerst blicken sie auf das große Fenster mit Menora-Symbol, das hoch über den Köpfen der Gäste in die Wand eingearbeitet ist. Dann fallen die Dächer mit grüner Patina, die zwei Tafeln der Zehn Gebote und das Medaillon mit segnenden Priesterhänden (Cohen-Symbol) auf, wenn sie sich dem Monument langsam nähern. Nur noch ein kurzer Treppenaufstieg, dann geht es mit vielen „Wow“-Momenten im Innern weiter.

Dort trumpft die umfassende Dauerausstellung auf drei Ebenen mit fünf Bereichen zum Judentum auf, die kaum Fragen offenlassen: Quellen jüdischer Traditionen, Jüdische Feste, Jüdischer "Way of Life", die Geschichte des Hauses und die Geschichte der jüdischen Gemeinde Essen sind die Themen. Fotos und Modelle aus über 100 Jahren spiegeln das vielschichtige jüdische Leben vor Ort und die Entwicklung des Essener Baukunstwerks wider. Zu den Höhepunkten der Sammlung zählen eine Handvoll bunter Mosaiksteine, die von einem Mädchen aus den Synagogentrümmern im Jahr 1938 geborgen werden konnten, wie auch zwei riesige Zahnräder, die das christliche und jüdische Jahr gegenüberstellen. Interaktive Stationen machen historische Momente neu erfahrbar. Ritual- und Alltagsgegenstände zeugen zudem von Bräuchen, Gepflogenheiten und Glaubensvorstellungen.

Konnten alle Wissenslücken geschlossen werden? Dann lohnt es sich trotzdem wiederzukommen. Das bunte Programm mit 30 bis 40 Veranstaltungen im Jahr reicht von Symposien zu Konzerten und Lesungen. Auch themenbezogene Führungen durch die Dauerausstellung sind möglich.Die Stadt Essen bietet nicht nur die Chance, der jüdischen Kultur und Religion neu zu begegnen. Reisende können sich zum Beispiel auch der christlichen Glaubenstradition über eine der bedeutendsten Sammlungen kirchlicher Kunstwerke in Deutschland nähern. Die Domschatzkammer hält von Vortragekreuzen über goldene Kronen bis zu Zeremonialschwertern viel Sehenswertes bereit. Der größte Schatz ist die Goldene Madonna aus dem Jahr 980, das älteste rundplastische Marienbild der Welt.

Alte Synagoge - Haus jüdischer Kultur

Edmund-Körner-Platz 1, Essen

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