Die Wände voller Bilder und die Säle voller Menschen. Im 19. Jahrhundert war der regelmäßig stattfindende Salon de Paris das Kunstereignis schlechthin: die Bühne des Kunstbetriebs. Nur wer hier ausstellen durfte, konnte sich Karrierechancen ausrechnen. Auch Honoré Daumier (1808-1879) war unter den Besucher*innen – allerdings interessierte ihn weniger die Kunst. Viel lieber beobachtete er das Publikum, um sich anschließend in scharfsinnigen Karikaturen darüber lustig zu machen.
So fasste Daumier etwa zwei Damen ins Visier, die sich bitter über die Kunst an den Wänden beklagen: „In diesem Jahr schon wieder Venusbilder... immer nur Venusbilder!... als ob es Frauen gäbe, die so gebaut sind!“.
„Was ich besonders schätze im Skulpturensaal: man findet immer eine freie Bank!“, diese Worte legt Daumier einen müden Salon-Besucher in den Mund.
Auch die Kollegen kommen bei Daumier nicht ohne Spott davon. Bei der „Promenade des einflussreichen Kritikers“ sieht man sie eifrig grüßen, und freundlich die Hüte ziehen. Auf dass der Experte ihnen gewogen sei und ihre Kunst wohlwollend bewerte.