
Auf den ersten Blick haben die beiden etwa gleich langen Teile von Arne Lygres „Zeit für Freude“ etwas irritierend Simples. Sie beschreiben beide alltägliche Situationen. Im ersten Teil ist es Tag. Eine Gruppe von Menschen kommt zufällig zusammen an einem idyllischen Ort: ein Fluss und eine Bank auf einem Friedhof. Hier treffen sich eine Mutter und ihre Tochter, während sie auf ihren Sohn und Bruder Aksle warten, denn hier möchte die Mutter liegen, „wenn es mal so weit ist“. Nach und nach kommen weitere Figuren hinzu: Ein Ehepaar, dem die Liebe abhandengekommen ist, und eine Familie, die um ihren Vater trauert.
Der zweite Teil spielt nachts und erzählt von einer spontanen Party: Familienmitglieder, frisch verliebte Nachbarn und nahe Bekannte kommen zu Besuch. Mittendrin ein Mann, der statt Geburtstag zu feiern, von seinem Partner verlassen wird. Gemeinsam mit ihrer Ausstatterin Franziska Isensee nimmt die Regisseurin Kathrin Mädler diesen Situationen jeglichen Realismus und inszeniert sie als Gedankenspiele über die innere Zerrissenheit der Menschen. So verwandelt sie Lygres fast schon mathematisch komponierten Text in einen ebenso fordernden wie faszinierenden Theaterabend, dessen philosophische Tiefe von einem perfekt zusammenspielenden Ensemble mit prallem Leben gefüllt wird.
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