In seinem Gedicht „Weißt Du von jenen Heiligen?“ schildert Rainer Maria Rilke religiöse Vorbilder nicht als entrückte, überirdische Wesen, sondern als Menschen, die in tiefer Verbindung mit dem Göttlichen stehen. Verfasst hatte der Dichter die Zeilen nach dem Besuch des Kiewer Höhlenklosters. In seiner aktuellen Sonderausstellung greift das Ikonen-Museum Recklinghausen die Frage Rilkes auf, um von dieser bedeutendste Abtei der Ukraine und den dort verehrten slawischen Heiligen zu erzählen – unter ihnen Antonius und Theodosius von Kiew, die das Höhlenkloster im 11. Jahrhundert gründeten.
Seit 1990 gehört das geistliche Zentrum zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seine wundertätigen Ikonen und andere Heiligtümer ziehen jährlich tausende Pilger*innen aus der orthodoxen Welt an. Einen reichen Schatz an Kultbildern der Ostkirche bergen auch die Klöster in Tschernihiw, Ochtyrka und Potschajiw. Der Angriffskrieg Putins hat nicht zuletzt diese Denkmäler des christlichen Glaubens in Mitleidenschaft gezogen. Hunderte Monumente in der Ukraine wurden seit dem Beginn der russischen Attacke im Februar 2022 bereits zerstört oder beschädigt.
Weil das Ikonen-Museum Recklinghausen das bedeutendste Museum für ostkirchliche Kunst außerhalb der orthodoxen Länder ist, erfährt sein Solidaritätsappell in Form von wundertätigen Bildern auch in der Ukraine selbst weitreichende Resonanz. Gleiches gilt für die Menschen des Landes, die in Deutschland Schutz gesucht haben. Für sie bietet das Museum eigens Führungen auf Ukrainisch.