
„Aus der Seele muss man spielen und nicht wie ein abgerichteter Vogel.“ Der berühmte Satz Carl Philipp Emanuel Bachs markiert den Beginn der Moderne in der Musik. Komponisten und Interpreten stellen nicht mehr, wie im Barock, Affekte dar, indem sie Regeln ihrer Darstellung „wie abgerichtet“ befolgen. Nun drücken Individuen sich aus, bringen ihre Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck, subjektiv, ungebunden, Komponisten wie Interpreten. Das Ziel besteht darin, das Publikum emotional zu ergreifen – so wie das Anna Kamarova und Veronika Salikhova gelingt.
Schumanns Romanzen sind berückend in ihrer Schlichtheit und Beschaulichkeit. Dopplers Fantasie ist ein Kernstück des Flötenrepertoires: emotional, elegisch, quasi improvisierte, rhythmisch freie Kadenzen, Tanzsaalpassagen. Virtuos auch Schuberts Arpeggione-Sonate, aber eher für die Seele geschrieben als für die Show, mit brillanten Passagen für beide Instrumente. Vielleicht noch mehr als im Original für Violine und Klavier kommt in der Fassung mit Flöte die Musik von Debussys Sonate aus einem großen „Schatten“. Ein geheimnisvolles Thema zu Beginn in Dutilleuxs Sonate, lyrisch das Andante, eine schwierige Kadenz und am Schluss ein rasantes Accelerando, heftiger und heftiger, bis ins dreifache Forte.
Besetzung
Anna Komarova Flöte Veronika Salikhova Klavier
Programm
AUS DER SEELE
Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788):
Flötensonate D-Dur, H 505, Wq83
Robert Schumann (1810–1856):
Drei Romanzen, op. 94
Franz Doppler (1821–1883):
Fantaisie pastorale hongroise, op. 26
Franz Schubert (1797–1821):
Sonate a-Moll „Arpeggione“ D.821
Claude Debussy (1862–1918):
Sonate Nr. 3 g-Moll fl.148
Henri Dutilleux (1916–2013):
Sonatine