"Schlaraffenland"ennt sich seit dem Mittelalter jener utopische Ort, der ein besseres Leben und Wohlstand verheißt: Das Essen flattert fertig zubereitet in den Mund, der Wein fließt direkt aus den Reben und selbst die Architektur ist zum Anbeißen. Ein Jungbrunnen hält den Körper gesund, faltenfrei und rein, Lohn verdient sich im Schlaf, Faulheit wird belohnt und Lügen ausgezeichnet. Jeder Tag ist ein sonniger Sonntag.
Die Verheißung, aber auch das Paradox dieses kulinarischen Paradieses bieten seither Nährboden für Literatur, Bildende Kunst und Film. Heute haben Industrialisierung sowie Globalisierung – zumindest mit Bezug auf die Lebensmittelverfügbarkeit und besonders in westlichen Gesellschaften – für vermeintlich schlaraffische Verhältnisse gesorgt.
Im Dortmunder Kunstverein schauen Künstler*innen, kuratiert von Linda Schröer, nun über diesen im wahrsten Sinne des Wortes überquellenden Tellerrand. Gemeinsam denken sie über Fluch und Segen des urbanen Wohlstands nach, über die wachsende sozioökonomische Ungleichheit, das Verhältnis von Exzess, Überfluss und Mangel, von Natur und Kultur sowie über den Wert von Arbeit und Handwerk zu diskutieren.
Zu sehen sind Werke von Vittorio Brodmann, Belia Zanna Geetha Brückner, Liza Dieckwisch, Julia Gruner, Alwin Lay, Hannah Levy, Artist Mukbang, Josephine Scheuer, Pablo Schlumberger und Slavs and Tatars. Zudem Performances von Belia Zanna Geetha Brückner, Julius Metzger und Artist Mukbang
Lektüreempfehlungen sowie thematisch passende Kochbücher sind in der Bibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums (Ostwall 60, 44135 Dortmund) in einem eigens für die Ausstellung zusammengestellten Handapparat verfügbar.