BühneTanz

Vier Tanzstücke: "Nachbarschaft"

bis 27.01.2024
Der Abend vereint die nachbarschaftlichen Visionen von vier international bekannten Choreograf*innen auf einer Bühne.

Für das Tanzensemble birgt dieser Tanzabend einige besondere Herausforderungen: Sie müssen vier sehr unterschiedliche Bewegungssprachen erarbeiten und sich mit vier verschiedenen choreografischen Stilistiken auseinandersetzen. Den der Tanzabend vereint die künstlerischen Visionen von Anouk van Dijk, Marguerite Donlon, Giuseppe Spota und Lillian Stillwell. Sie alle sind mehrfach ausgezeichnet worden, haben Erfahrungen in der Leitung von Tanzkompanien gesammelt und lassen sich für dieses Projekt vom Westfälischen Frieden inspirieren.

In dieser Varianz der Körperbewegungen, der Vielfalt der Bewegungssprachen, ihrer Umsetzung innerhalb kürzester Zeit und somit der körperlichen Auseinandersetzung mit diesen vier verschiedenen Herangehensweisen entsteht ein verkörpertes Bild für den Prozess von Friedensverhandlungen: Für den Frieden müssen sich verfeindete Parteien aufeinander zubewegen – ideell, kognitiv, räumlich. Mit dem (körperlichen) Akt des Sich-Aufeinander-Zubewegens für den Frieden setzen sich auch die vier Choreografien von "Nachbarschaft" auf die unterschiedlichste Art und Weise auseinander.

Neben der Vision – bei aller Varianz im Kern auch eine gemeinsame Sprache des Friedens zu finden – ist es ein Ziel dieser Produktion, die Sichtbarkeit und das Interesse für den Tanz in der Region zu stärken. Das Publikum kann zum einen vier außergewöhnliche Choreograf*innen an nur einem Abend kennenlernen. Die Tanzschaffenden wollen ebenfalls über ihren Tellerrand, den hauseigenen Ballettsaal hinausschauen und in den direkten künstlerischen Austausch mit den Choreograf*innen und ihren Ensembles treten. So soll es auch während der Proben um die Bewegung des Aufeinanderzu gehen: Das Tanzensemble wird zu den Choreograf*innen reisen und diese werden ebenso am Theater Münster zu Gast sein.

Ruff Celts

Marguerite Donlon greift für dieses schwarzhumorige und dynamische Tanzstück auf ihre irischen Wurzeln zurück. Außerdem stellt sie die einzigartigen Persönlichkeiten der Tänzer*innen in den Fokus ihrer Choreografie. Energiegeladen, skurril und visuell beeindruckend erforschen die Tänzer*innen ihre eigenen Stimmen und setzen sich mit ihren Wurzeln und ihrer Herkunft auseinander. Ruff Celts ist Donlons Hommage an ihre irische Heimat.

Blank 2.0

„Ein leeres Blatt wird Stück für Stück gefüllt, wenn wir beginnen, es zu beschreiben. Wie ein leeres Blatt Papier ist auch unser Körper, wenn wir geboren werden. Im Verlauf unseres Lebens füllen wir dieses Blatt nach und nach mit Leben, mit Liebe, mit Zorn, mit Freundschaft, mit Erinnerungen und Enttäuschungen – mit unzähligen Farben.“, sagt Giuseppe Spota über seine Choreografie Blank, die von John Adams Streichseptett Shaker Loops begleitet wird. Die zitternden, zarten Klänge von John Adams‘ Komposition, die weißen Kostüme der Tänzer*innen und die zaghafte Eroberung des Bühnenraumes stehen für den Beginn einer Reise.

Gentle is the Power

Anouk van Dijk erkundet in ihrer Choreografie die Kraftverhältnisse einer Paarbeziehung. Körperlich in den Extremen nährt sich das tanzende Paar gleichermaßen mit Gewalt und mit Zärtlichkeit, mit Mut und Anmut, mit Kontrolle und Kontrollverlust. Anouk van Dijk sagt selbst über ihre Choreografie: „Gentle is the Power ist eine delikate und doch schonungslose Studie über Extreme und untersucht, wie wir uns selbst im Griff behalten können, wenn wir uns über unsere Komfortzone hinausbewegen.“ 

Oslo

Der Oslo-Prozess sollte 1993 Frieden für den Nahostkonflikt bringen. Die zwischenmenschlichen Begegnungen, die hohe Emotionalität und das Potenzial zur Wandlung verhärteter Meinungen, die diesen Friedensprozess begleiteten, sind Ausgangspunkt für Lillian Stillwells Choreografie. Mit nur vier Tänzer*innen zu den rhythmischen Klängen von Minoru Miki spürt sie diesem Prozess nach, an dessen Anfang größtes Misstrauen stand, das schließlich in ein einvernehmliches Händeschütteln gewandelt werden konnte.

Dokumentarfilm

Um auch den Prozess außerhalb der Probenräume sichtbar zu machen, war der Dokumentarfilmer Bowie Verschuuren unterwegs mit dem Tanzensemble in Gelsenkirchen, Amsterdam und Münster und hat gemeinsam mit den Tänzer*innen die Choreograf*innen „zuhause“ besucht. Entstanden sind kurze Filme, die uns einen Blick in die tänzerische und choreografischer Arbeit werfen lassen. In Gesprächen über Frieden und Verhandlungen kommen außerdem die vier Choreograf*innen persönlich zu Wort.

Die Dokumentation gibt es hier:

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bis 27.01.2024

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