Zuerst kamen 1949 die Löcher in die Leinwand. Neun Jahre später setzte Lucio Fontana (1899-1968) dann erstmals das Messer an und schlitzte den gerahmten Bildträger auf – mal setzte er nur einen Schnitt in die monochrome Fläche, manchmal aber auch gleich mehrere nebeneinander. Räumliche Tiefe, die über Jahrhunderte nur als Illusion ins Bild kam, wurde nun real. Mit diesem provokanten Coup ging Fontana in die Kunstgeschichte ein. Der radikale Avantgardist wurde zum Star der Nachkriegskunst und machte auch im Rheinland die Runde – sehr früh etwa in Alfred Schmelas Düsseldorfer Galerie und im Museum Morsbroich in Leverkusen. In jüngerer Zeit ist es hier allerdings stiller geworden um Fontana. Und so kann das Wuppertaler von der Heydt-Museum jetzt aufmachen mit der deutschlandweit ersten umfassenden Werkschau seit fast 30 Jahren. Natürlich zeigt sie viel mehr als nur die berühmten Löcher und Schlitze. Das Repertoire reicht von frühen keramischen Arbeiten bis hin zu Fontanas raumgreifendem „Ambiente spaziale con neon“ – eine pinke Neonröhre hängt im quadratischen Raum, dessen Wände komplett mit pinkem Stoff bezogen sind. Auch Fontanas wegweisende Wirkung – etwa auf die jüngeren Kollegen aus Zero-Kreisen – ist Thema in Wuppertal.