Ganz am Ende von Ran Chai Bar-zvis Bühnenadaption von Virginie Despentes‘ modernem Briefroman »Liebes Arschloch« erklingt Nina Simones »Feeling Good«. »It’s a new dawn, it’s a new day.« Diese neue Morgendämmerung, diesen neuen Tag erleben die alternde Schauspielerin Rebecca Latté und der durch einen Instagram-Post schwer in Verruf geratene Schriftsteller Oscar Jayack. Doch wirklich neu wird ihr Leben kaum beginnen. Dafür hat ihre Vergangenheit sie zu sehr im Griff. Dennoch gelingt es Agnes Lampkin und Raphael Rubino auf der Bühne in Münster, ihren ziemlich kaputten und destruktiven Charakteren eine faszinierende Aura der Verletzlichkeit zu verleihen. Man fiebert mit ihnen mit, ergreift für sie Partei und vergisst doch nie ihre Schattenseiten.