
Tipis stehen im Kreis, federgeschmückte Männer fliegen auf Pferden durch die Landschaft und ein schlotternder weißer Mann hat Angst in ihrer Gesellschaft: eine stereotype Darstellung von native Americans im wilden Westen. Doch im Stummfilm "Fatty and Minnie-He-Haw" aus dem Jahr 1914 spielt die Cheyenne Minnie Devereaux eine selbstbewusste Frau, die erst den weißen Mann rettet und ihm dann Avancen macht.
Die Komödie läuft im Kurzfilm-Programm des Internationalen Frauen Film Fests. Betty Schiel hat den Schwerpunkt "Sehen lernen und verlernen − Film dekolonisieren" kuratiert, der sich damit beschäftigt, wie People of Colour im Film dargestellt werden und wurden und wie sie selbst die Macht über die Bilder wiedererlangen können. Dabei begleiten einordnende Veranstaltungen das Filmprogramm.
"Fatty and Minnie-He-Haw" kommentiert die indigene Autorin und Sängerin Arigon Starr, es gibt Erläuterungen zum schwierigen Umgang mit dem rassistischen Bildmaterial aus der Kolonialzeit oder eine Diskussion zur Ungleichheit bei Koproduktionen mit Filmschaffenden aus Afrika, wie auch ein Stadtrundgang zur Kolonialgeschichte Dortmunds.
Stadtführung Decolonize Dortmund
Das Projekt "Decolonize Dortmund", bestehend aus Schwarzen Menschen und People of Color, widmet sich der Aufarbeitung von Dortmunds kolonialer Vergangenheit. Historische Verbindungen und koloniale Kontinuitäten der Stadt, die im Verborgenen liegen, werden durch sorgfältige Recherchen sichtbar gemacht. Das Projekt hat einen Stadtrundgang und einen Audiowalk entwickelt. Im Rahmen des Festivals lädt der Historiker und Kurator Fidel Amoussou-Moderan zu einer Tour in den Dortmunder Fredenbaumpark ein. Dort wird er die Geschichte jenes Ortes erläutern, an dem Carl Hagenbeck Ende des 19. Jahrhunderts afrikanische Menschen ausstellte. www.decolonizedortmund.de
Die Führung findet in Kooperation mit dem Theater im Depot am 6. April um 11.30 Uhr ab dem sweetSixteen-Kino statt. Die Teilnahme ist kostenlos.