27. Juli 2000, 15:03 Uhr, Düsseldorf: Eine Bombe explodiert am S-Bahnhof Wehrhahn und verletzt zehn Menschen zum Teil schwer. Ein ungeborenes Kind stirbt. Die Opfer waren gerade erst ins Land gekommen, als Aussiedler*innen und sogenannte Kontingentflüchtlinge, viele von ihnen jüdischen Glaubens. Von einem Tag auf den anderen verloren sie durch diesen brutalen Gewaltakt ihre Hoffnungen, Perspektiven und das Gefühl von Sicherheit – bis heute. Seit dem verheerenden Anschlag vor mittlerweile 23 Jahren haben zwei große Ermittlungsphasen, ein Untersuchungsausschuss, ein Gerichtsverfahren und unzählige Diskussionen in der Stadtgesellschaft nur zu weiteren Fragen geführt. Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers bringt Akteur:innen der Stadtgesellschaft in einem Kammerspiel zusammen. Vertreter*innen von Polizei, Presse, Antifa und Betroffenen werfen in einem Prozess kollektiven Erinnerns noch einmal Fragen auf: Warum konnte die Tat nie aufgeklärt werden? War die Polizei auf dem rechten Auge blind oder hat die Presse mit ihrem medialen Feuer die Ermittlungen behindert? Machte es sich die Antifa zu einfach mit ihrem Fingerzeig nach rechts? Oder waren die Sachlage ebenso wie die Profile von Opfern und möglichen Täter*innen von Anfang an klar? Die Betroffenen schweigen, aber das beutetet nicht, dass sie keine Anliegen haben.