Man kennt sie als tugendhafte Schönheit. Doch in Neuss zieht sie jetzt andere Saiten auf. Belle trägt Latzhosen, rappt, und ihre Angst vor dem Biest hält sich in Grenzen. In seiner Neufassung hat Dirk Schirdewahn, Regisseur und stellvertretender Intendant am Theater in Neuss, das alte französische Volksmärchen spaßig aufgefrischt und aufs junge Publikum zugeschnitten. „Ich pfeif auf dein Geld, Du kannst mich mal!“, ruft sie dem schmierigen Schönling Gaston entgegen, der sie erfolglos umwirbt und es deshalb mit Erpressung versucht.

Seine Heldin heißt zwar Belle, aber sie weiß: „Wahre Schönheit kommt von innen.“ Als das mutige, mitfühlende, selbstbewusste Mädchen an Stelle des Vaters die Strafe beim Biest im Zauberschloss antritt, nimmt sie denn auch kein Blatt vor den Mund. »Weniger brüllen, mehr lächeln« empfiehlt sie dem missmutigen Monster, das sich sogar daran hält. Als man dann noch gemeinsame Vorlieben fürs Lesen, Reisen und für Gummibärchen-Keksauflauf entdeckt, ist das Eis gebrochen.  

Weniger Grusel, mehr Witz. Dieses Rezept funktioniert auf der Bühne in Neuss bestens. Zu verdanken ist das ganz besonders dem urkomischen Diener Michel mit seinem französischen Akzent, der Krawatte aus Efeu und einer imposanten Frisur, in der eine Maus haust. Mit ihrer Piepsstimme mischt sie sich ständig ein, und wenn es romantisch wird zwischen Belle und dem Biest, sorgt sie auf einer Mini-Stradivari für den Soundtrack. Zum Happy End bekommt der hinterhältige Gaston die Monstermaske verpasst.  Das Biest ist frei, und die tanzende Belle erhebt die Hände zum Victory-Zeichen.