
Diesmal lautet das Motto „Schreiben in Haltern am See“. Denn Caren Jeß und Tim Holland sind mit ihrem »Büro für außerordentliche Schreibangelegenheiten« (BFAS) zu Gast. Im Auftrag der Bürger*innen verfassen die beiden Profis Texte – von der Krankmeldung bis zum Liebesbrief, vom Einkaufszettel bis zur Gute-Nacht-Geschichte reicht das Repertoire. Nach Wunsch werden die Schriftstücke mit dem Laptop, per Hand oder auf der Schreibmaschine erstellt und noch dazu kostenfrei als Brief, Mail oder SMS verschickt.
Das Inventar des Schreibbüros wird ergänzt durch die wärmende Decke „Kleine orange Schnecke von Anna Haifisch. Und durch Nils Normans „Tablescapes“ – eine Serie von Tischen, die der Künstler eigens für die Tour entworfen hat. Auf den Platten sind diverse Bauten zu erkennen: ein Kiosk in Essen Steele, das Terrassenhaus Girondelle in Bochum… Norman hat nur Beispiele aus dem Revier gewählt und auf die MDF-Platten aufgezogen. Der Clou: Jede Platte hat ihren eigenen Zuschnitt, der dem Umriss des Architektur-Motivs folgt. Das raffinierte Design kontrastiert mit schnöden Klappbeinen, wie man sie vom Biertisch kennt.
Kasia Fudakowski steuert Kissen und Vorhänge bei, deren eigenwilliges Design auf histologischen Aufnahmen basiert. Krebs oder Schlaganfall, Demenz oder Bluthochdruck – zu jeder Krankheit hat Fudakowski ein passendes Bild aus der frei zugänglichen Datenbank Wikimedia Commons gefischt und durch Spiegelung, Farbe und Vervielfältigung in ornamentale Stoffmuster verwandelt. Wobei es der Künstlerin vor allem um den Wandel der Gefühle im Zusammenhang mit Krankheit und Tod geht. Nichts bleibt, wie es ist.
Bereits gut bekannt von den bisherigen Stationen der Grand Snail Tour ist Lütfiye Güzel, die jede einzelne der 53 Stationen mit einem eigenen »Local Blackout« bedenkt.Grundlage dieser Arbeiten ist immer die Lokalausgabe der Tageszeitung. Die Dichterinschwärzt weite Teile des Zeitungs-Texts.Lässt nur einzelne Wörter stehen, die in neue Zusammenhänge treten, neueSätze, Gedichte, Gedankenbilden.