Die Vertreter der Fantasie und ihres Lobs sind ein närrisches Paar, das uns in die Geschichte hineinzieht und wieder aus ihr entlässt. F. K. Waechter erzählt das Märchen der Brüder Grimm von einem, der auszog, den Teufel auszubooten und ihn um drei goldene Haare zu bringen, neu, macht sich nicht bange vor krassen Bildern und hat seine Dialoge scharf gewetzt und gewitzt.
Dass der Knecht der eigentliche Prinz ist (in André Kaczmarczyks Regie bestäubt ihn Goldregen als erstes Zeichen seiner Kür), dass er somit die Prinzessin verdient und dass in der Begabung zum Glück, die auch beherztes Ergreifen verlangt, der wahre Adel liegt, bildet die schöne demokratische Moral nicht erst der Neuen Frankfurter Schule.
Auf der einen Seite spreizt sich die ondulierte alberne Hof-Society wie jene aus Büchners Königreich Popo und lässt ihre gestiefelten Dunkelmänner marschieren. Dem gegenüber behauptet sich der blumenmädchenhafte Prinzessinnen-Rotschopf (Jule Schuck), natürlich das Landei und Glückskind (Thomas Kitsche) sowie die buntscheckige Außenseiterbande in eigenwilligem Esperanto-Räuberlatein mit ihrem Gender-Libero (Belendjwa Peter) und das wispernde artistische Narrenwesen (Charlotte Schülke, Michael Fünfschilling). In der Unterwelt regieren des Teufels Großmutter, lila aufgebauscht zur Operndiva (Natalie Hanslik), und ihr ruchloser Enkel als hyperaktiver Springteufel (Eduard Lind).
Mit Gespür und Gefühl für die Bühnenzaubermittel und die Geheimnisse der Theatermaschinerie, die so ästhetisch und atmosphärisch schlicht und einfach gestaltet und eingesetzt sind, dass es eine Schande wäre, sie Effekt zu nennen, läuft das Märchen am Schnürchen. Viel Höllenrot, wattige Nebel, ein Fährmann im Kahn wie aus dem Nichts, ein entflammter Horizont, eine blaue Nacht unterm Vollmond und wohldosierte Musik (Matts Johan Leenders). Kunst der Verwandlung! Ganz ohne dusseliges Diskurs-Gedöns feiert die Inszenierung fein den Freisinn.
(ab sechs Jahren, zahlreiche Morgen-, Mittag- und Nachmittag-Vorstellungen, Düsseldorfer Schauspielhaus)