
Chaïm Soutine entstammt einer jüdischen Familie. Als zehntes von elf Geschwistern wuchs er in einem Shtetl in der Nähe von Minsk im heutigen Belarus auf. Sein Kunststudium führte ihn 1913 nach Paris – obwohl er dort einige wenige Freunde fand, darunter der Künstler Amedeo Modigliani, lebte er weitgehend isoliert und nahm auch nicht teil an den Debatten über die damals tonangebenden Richtungen des Surrealismus und Kubismus.

Soutines Bilder – vor allem Porträts, Stillleben und Landschaften – springen einem mit ihrem heftigen Duktus, den Farbexplosionen und Formverzerrungen förmlich ins Auge. Pagen, Zimmermädchen, Köche, Messdiener oder Chorknaben waren seine Modelle. Menschen, die wie er abseits des gesellschaftlichen Rampenlichts agierten.

Als der ebenso reiche wie exzentrische US-Sammler Albert C. Barnes 1922 auf einen Schlag mehr als 50 Gemälde des bis dahin nahezu unbekannten Malers kaufte, war Soutine von heute auf morgen zum wohlhabenden Künstler geworden. Diese glückliche Fügung änderte jedoch nichts an seinem künstlerischen Weg – zwischen Abstraktion und Figuration bahnte sich Chaïm Soutine weiterhin seinen unverwechselbaren Pfad. Die Düsseldorfer Ausstellung, die rund 60 Gemälde des Malers vereint, lenkt das Augenmerk auf jene Serien, die zwischen 1918 und 1928 entstanden sind. Die Erfahrung von Flucht und Migration, die Soutines Leben aufs Tiefste geprägt hat, schwingt in diesen Bildern mit und schafft damit eine Brücke bis heute.