Helmut Newton lag mit einer Grippe im Bett. Den Job absagen wollte die Ehefrau des Fotografen (1920–2004) offenbar nicht. Deshalb ließ sich June Newton kurz die Kamera erklären und zog allein los, um ein Werbefoto für die Zigarettenmarke „Gitanes“ zu schießen. Das Porträt eines rauchenden Models markierte zu Beginn der 70er Jahre den Anfang ihrer Karriere als Fotografin.
Bald darauf schon fotografierte sie unter dem Pseudonym Alice Springs die Crème der internationalen Kulturszene: Von Yves Saint Laurent und Karl Lagerfeld über Billy Wilder, Catherina Deneuve und Nicole Kidman reicht die Liste bis zu Madonna und den Hells Angels. Während ihr Ehemann dramatische Inszenierungen liebte, suchte sie einen möglichst unmittelbaren Zugang. Deshalb lässt Alice Springs ihre Modelle auch selten im Studio posieren. Lieber fotografiert sie draußen oder besucht die Menschen in den eigenen vier Wänden.
Die Retrospektive im Museum Schloss Moyland – eine Kooperation mit der Helmut Newton Foundation in Berlin und den Opelvillen Rüsselsheim – präsentiert rund 150 Vintage-Prints und Ausstellungsabzüge. Porträtfotografie, Akt und Mode geben den Ton an. Parallel zeigt das Museum Bilder des deutsch-französischen Fotografen Willy Maywald (1907–1985). Maywald, der aus dem nahegelegenen Kleve stammt, ist für seine Künstler*innen-Porträts bekannt.