
Die japanische Pianistin Aki Takase zählt seit einer halben Ewigkeit zu den Ikonen des improvisierten Jazz. Und die Liste an Duellanten, mit denen sie zeitgemäß losgelegt hat, ohne dabei aber gänzlich das Jazz-Erbe auszublenden, ist riesig. Angefangen von Cecil McBee über John Zorn bis Alexander von Schlippenbach. Ihr aktueller Partner ist der aus Wolfsburg stammende Saxophonist Daniel Erdmann, der u.a. bei Gebhard Ullmann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler studiert hat. Seitdem hat er u.a. mit solchen prominenten Kollegen wie Heinz Sauer und Henri Texier zusammengearbeitet. Die Wilde und Ungestüme auf der einen Seite sowie Erdmann als Vertreter einer auch post-coltrane´schen Saxophonkultur auf der anderen – man darf auf dieses Doppel und seine etwas andere Hommage à Duke Ellington gespannt sein.
Was fasziniert zwei zeitgenössische Avantgard-Jazzer*innen an Duke Ellington? Die Lust am freien, eigenen Ausdruck und die Bewunderung für die Jazztradition führten Aki Takase und Daniel Erdmann beinahe instinktiv zu ihm. Sein Schaffen erwies sich als geradezu idealer Ausgangspunkt für die Spielabenteuer im Duo und wurde zum Zündstoff ihrer Phantasie. Es eignet sich für die Duo-Exkurse auch deshalb, weil es so universell ist und in der Jazzgeschichte einen zentralen Platz einnimmt: Ellington gelang der Brückenschlag von der Überlieferung zur Moderne, von der Tradition zur Avantgarde. Jedes der Duo-Stücke eröffnet einen anderen Zugang, entfaltet eine eigene Farbe.
Swingende Fröhlichkeit steht neben balladesker Leidenschaft und romantischer Melancholie, impressionistische Leichtigkeit neben dichten Klangwolken. In der Summe entsteht ein multiperspektivisches Bild und natürlich – wie bei allen gelungenen Reminiszenzen im Jazz – auch ein Selbstportrait, in diesem Falle ein Doppelportrait.

Aki Takase wurde in Osaka geboren und studierte Musik in Tokio. Ab 1981 gab sie Konzerte und machte Aufnahmen in den USA und in Japan mit Lester Bowie, Joe Henderson, John Zorn und anderen. 1981 gab sie ihr erstes europäisches Konzert beim Jazzfest Berlin. Ab 1988 bei Alexander von Schlippenbach mit dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra, auch im Duo mit Maria Joao. Von 1994 bis 1996 arbeitete sie als Dozentin in der Musikabteilung der Hochschule der Künste in Berlin und hatte von 1997 bis 2000 eine Gastprofessur an der Hans Eisler Hochschule für Musik in den Fächern Klavier und Ensemblespiel inne. Sie spielt weltweit Konzerte und machte unter anderem Aufnahmen mit von Schlippenbach, David Murray, N.H.Ø.Pedersen, Rudi Mahall, Louis Sclavis und Daniel Erdmann. Takase wurde acht Mal in den Vierteljahreslisten des Preises der Deutschen Schallplattenkritik geführt. Für die CD "Aki Takase plays Fats Waller" wurde ihr 2004 der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik verliehen. 2021 wurde sie mit dem Deutschen Jazz Preis (Piano und Tasteninstrumente) sowie mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis ausgezeichnet. 2024 war sie erneut für den Deutschen Jazz Preis (Live Act des Jahres) nominiert.
Daniel Erdmann wurde 1973 in Wolfsburg geboren. Er spielt seit 1983 Saxophon und studierte unter anderem bei Gebhard Ullmann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Er nahm Alben für verschiedene Labels auf, so etwa für BMC, ENJA, ACT, LABEL BLEU, INTAKT und spielt weltweit Konzerte mit Bands und Musiker*innen wie Das Kapital, Vincent Courtois, Aki Takase, Carlos Bica, Heinz Sauer, Samuel Rohrer oder Henri Texier. 2014 gründete er die deutsch-französische Compagnie DAS ATELIER und seine neue Band Daniel Erdmann's Velvet Revolution mit Théo Ceccaldi und Jim Hart. Das erste Album der Band bei BMC Records wurde mit dem Jahrepreis der deutschen Schallplattenkritik und einem Echo Jazz ausgezeichnet. Im Herbst 2020 wurde Daniel Erdmann im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals mit dem renommierten SWR Jazzpreis ausgezeichnet. Im Juni 2021 war er Preisträger des erstmals vergebenen Deutschen Jazzpreises.