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Haben Sie sich je gefragt, warum es in westdeutschen Nachkriegsfamilien so angestrengt normal zuging, warum so schweigsam, so gefühlskalt? Dann kann Ihnen kaum Aufregenderes, kaum Aufrichtigeres begegnen als „The Silence“ von Falk Richter.
Der 54-jährige Autor und Regisseur befragt sein Gedächtnis, interviewt seine Mutter, enthüllt eine über Generationen eingeübte Doppelmoral, die ausblendet, was nicht in die Eigenheimidylle passt. Großväter, verroht vom Krieg. Ein Vater, verschlossen wie ein Aktenschrank. Mutter und Großmutter: Überlebensheldinnen mit Neigung zur Lebenslüge. Ein großartiges Zeugnis deutscher Familiengeschichte, veredelt von Solist Dimitrij Schaad.
Stephan Reuter
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin