„Zwischen den Häusern“: Eine App dokumentiert Orte jüdischer Kultur

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Wer lebte einst in der Kölner Elisenstraße? Welche Bedeutung hatte das Disch-Haus für Juden in den 1930er-Jahren? Und was passierte am Marsplatz? Auf diese und andere Fragen gibt eine neue App Auskunft. Entwickelt wurde „Zwischen den Häusern“ vom MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (NS-DOK).

Zu rund zehn geschichtsträchtigen Orten im Zentrum von Köln bietet die zweisprachige App Hintergrundinformationen. Dazu gehören Dokumente, Fotografien, multimediale Inhalte und Aussagen von Zeitzeug*innen. Das Schicksal der Kölner Juden vor und während der NS-Zeit steht bei dem historischen Rundgang ebenso im Blickpunkt wie der Umgang mit dem Holocaust nach 1945. 

Seit 1988 hat das NS-DOK seinen Sitz im sogenannten EL-DE-Haus am Appellhofplatz. Als Zentrale der Kölner Gestapo wurde das Gebäude – Bestandteil der „Zwischen den Häusern“-Tour – zum Inbegriff des NS-Terrors. Heute beherbergt es unter anderem eine Gedenkstätte und eine Dauerausstellung zum Thema „Köln im Nationalsozialismus”. Gleich um die Ecke findet man die Elisenstraße. Im frühen 20. Jahrhundert hatten sich hier viele jüdische Arzt- und Anwaltsfamilien angesiedelt. Einer von ihnen, der Familie Moses, die bis 1936 in den Häusern 3 und 9 lebte, widmet die neue App einen eigenen Abschnitt. 

Bemerkenswert auch das Disch-Haus an der Brückenstraße: Bis 1933 ein Büro- und Geschäftsgebäude, in das sich etliche Firmen jüdischer Unternehmer eingemietet hatten, diente es von 1933 bis 1938 als Sitz des Jüdischen Kulturbunds Rhein-Ruhr. Die Gebäude an der Ecke Marsplatz und Steinweg befanden sich seit den 1870er Jahren im Besitz der jüdischen Familie Marx. 1886/87 entstand hier ein prunkvoller Neubau. 1941 machten die Nationalsozialisten daraus ein „Ghettohaus“, in dem jüdische Bewohner*innen zusammengepfercht wurden. 

Auch das MiQua selbst ist Bestandteil der von Samantha Bornheim, Birte Klarzyk und Charlotte Pinon entwickelten App. Der Neubau des Museums, das bis 2025 auf und unter dem Kölner Rathausplatz entsteht, ermöglicht eine umfassende historische Spurensuche; sie erstreckt sich über die archäologischen Zeugnisse der römischen Kolonie, das mittelalterliche jüdische Quartier sowie das christliche Goldschmiedeviertel.

Mehr Infos zur App gibt es hier.

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