Im Porträt: Schloss Cappenberg

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Das ehemalige Kloster im südlichen Münsterland, zeigt eine Dauerausstellung über seinen ehemaligen Besitzer, den preußischen Reformer Freiherr vom und zum Stein.

„Der Mond mit seinem blassen Finger langt leise durch den Mauerspalt.“ Mit diesen Zeilen beginnt das Gedicht „Die Gründung des Klosters Cappenberg“. Annette von Droste-Hülshoff hat es geschrieben. 1122 wurde das Kloster gegründet, war schon vorher eine Burg, und im 19. Jahrhundert wurde es zum Schloss umgebaut. Viereinhalb Millionen Euro hat es gekostet, das Museum im Kreis Unna wieder richtig rauszuputzen. Nun ist es wieder für den Besuch geöffnet.

Die Sonne scheint auf alte Bäume mit gewaltigen Stämmen. Vögel zwitschern, es gibt eine Weinstube, eine Kegelbahn und ein Theater. Das leider gerade keine Aufführungen zeigt. Schloss Cappenberg bei Selm im südlichen Münsterland ist nicht nur ein Schloss. Sondern ein kleines Areal aus verschiedenen Gebäuden. Dazu gehört auch die romanische Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert.

Als die Kirche gebaut wurde, war das Schloss ein Kloster. Nach der französischen Revolution hat sich vieles verändert. Erst wurde das Kloster Cappenberg wie viele seiner Art säkularisiert, also für die weltliche Nutzung freigegeben. Und dann zog hier ein Mann ein, der für die erfolgreiche Entwicklung Preußens im 19. Jahrhundert mitverantwortlich war, der Freiherr Karl vom und zum Stein.

Dringende Empfehlung: Man sollte beim Betreten des Schlosses den Audioguide mitnehmen. Aus dem Kopfhörer tönt die Stimme des Kammerdieners Johann. Der Herr des Hauses ist gerade nicht da, ein Lieblingspferd ist ausgebüxt. Der Baron oder Freiherr – kenn sich einer aus mit den Adelstiteln – fängt es gerade wieder ein. Nach der Renovierung ist das ganze Schloss barrierefrei, und es gibt einige neue Ausstellungsstücke.

Da ist er, der Schreibtisch von Herrn Baron. Natürlich aus schwerem Holz wie die Schränke und Tische. Und wie der Boden aus knarrenden Holzdielen. Herumschleichen kann hier keiner. Wer sich bewegt, macht Geräusche. Dort liegt es, eins der wichtigsten Dokumente aus der Zeit um 1800, das Edikt der Bauernbefreiung. Sie war eine der größten Leistungen des Freiherrn vom Stein. Die zuvor leibeigenen Bauern in Preußen waren ihre eigenen Herren. Diese Entscheidung fiel nicht aus purer Menschenfreundlichkeit. Nach der französischen Revolution musste Preußen neu organisiert, ein moderner Staat werden. Der Freiherr vom Stein reformierte auch die Verwaltung, war einer der Vordenker des Landes. Auch von Cappenberg aus mischte er sich immer wieder in die Politik ein.

 

Sonderausstellungen im Schloss

Im Erdgeschoss des Schlosses zeigt der Kreis Unna wechselnde Kunstausstellungen. Zu Beginn Heinrich Graf von Luckner, nach dem Zweiten Weltkrieg ein einflussreicher Künstler, Professor an der Hochschule der bildenden Künste in Berlin. Er hat viele Porträts gemalt, zum Beispiel den Bundespräsidenten Theodor Heuß, klar erkennbar, mit dem Gesichtsausdruck eines verantwortungsvollen Staatsmanns, ein bisschen expressiv verfremdet. Luckner ist die erste Kunstschau gewidmet, weil es von ihm eine große Wandmalerei im Schloss gibt. Ein ganzes Zimmer hat Luckner gestaltet, ein 360-Grat-Panorama mit jungen Menschen, deren erstes Interesse nicht der Bekleidung gilt, sondern dem Herumtollen an einer Quelle. Ein harmloses, heiteres Gemälde aus dem Jahr 1938.

Aus den Fenstern des Schlosses hat man einen herrlichen Blick auf das nördliche Ruhrgebiet und das südliche Münsterland. Die Aussichtsplattform auf einem alten Wasserturm ist leider bei meinem Besuch geschlossen. Im nächsten Jahr wird Schloss Cappenberg Teil der Ausstellungen zum 900. Geburtstag des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa sein. In der Kirche gibt es einen Barbarossakopf, der allerdings gerade in der Adels-Ausstellung im Ruhr Museum zu sehen ist. Nächstes Jahr kommt er zurück. Und das Schloss Cappenberg hat die Chance, weiter Profil zu gewinnen, als kulturelles Kleinod in Westfalen.

Museum Schloss Cappenberg, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Dauerausstellung „Zu Besuch beim Freiherrn vom Stein“

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