Im Porträt: Hanns Dieter Hüsch

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„Tach zusammen. Wie isset? Jut? Hauptsache!“ Das war lange Hanns Dieter Hüschs Eingangsritual. So unspektakulär schlich sich das selbsternannte schwarze Schaf vom Niederrhein an, um leisen Rat zu verabreichen.

Im Alten Landratsamt in Moers beleuchtet eine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte Leben und Werk des Kabarettisten, der 1925 in Moers geboren wurde und 2005 in Werfen (Rhein-Sieg-Kreis) starb.

„Kleinkunst muss Mut machen. Wenn ich die christliche Zuversicht mit dem Brecht-Satz ‚Wollt nicht in Zorn verfallen, denn alle Kreatur braucht Hilf von allen’ mische und dann noch einen Schuss Entertainment reinbringe, dann haben Sie eigentlich den Hüsch, wo er herkommt und wo er hin will.“ Das hat er 1997, ein Jahr bevor der Krebs sich bemerkbar machte, zu seinem Jubiläum gesagt.

Da stand Hüsch schon 50 Jahre auf der Bühne, oder besser gesagt: Er saß an seiner Orgel, drückte ein paar Tasten und blätterte akkurat Blatt für Blatt in seinem Manuskript um. Auf 70 Programme hat er es Zeit seines Lebens gebracht. Die meisten sind Liebeserklärungen an die Menschen und auch an seine Heimat, den Niederrhein, wo man in Moers heute noch Stadtführungen auf den Spuren des großen Sohnes veranstaltet. Sie führen zu seinem Grab, aber auch zu einer ihm gewidmeten Stele auf dem Hanns-Dieter-Hüsch-Platz.

Bühne
2000 - Hanns Dieter Hüsch verlässt die Bühne
Die Krankheit hatte bereits Spuren hinterlassen, als sich Hanns Dieter Hüsch im Jahr 2000 nochmals eine Tournee zumutete. Hier kommt unsere Rückschau auf einen denkwürdigen Kabarettisten.

Eines seiner ersten Chansons, mit dem er einst an der Uni Mainz auftrat, hieß „Der Mann, der nicht tanzen kann“ und verdeutlichte früh, wie Hüsch mit seinen Unzulänglichkeiten zu spielen verstand. Als er am 6. Mai 1925 in Moers geboren wurde, stimmte etwas mit seinen Füßen nicht, und der junge Hanns Dieter hatte Angst, die Nazis würden ihn bald abholen. Einige schmerzhafte Operationen später kam das mit den Füßen dann doch noch in Ordnung.

Hüsch war listig und verschmitzt, glaubte an christliche Werte und stand gleichzeitig engagiert auf gegen alle Spießer. Trotzdem wurde er in den 60ern von der Linken lange beschimpft als Clown, der die Verhältnisse verharmlose. Es entspann sich so etwas wie ein Lebenskampf. Dass der „Spiegel“ ihn zeitlebens nicht angemessen zur Kenntnis genommen hat, hat ihn gewurmt. Hüsch liebte die Menschen, liebte sein Publikum, auch wenn er es mit feinsinnigen Beobachtungen so schön in seiner Behäbigkeit zu stören verstand.

Am Schluss, im Dezember 2005, hatte er kein Publikum mehr. Auch konnte er seinen selbst erfundenen Adjutanten Hagenbuch nicht mehr aussenden, mal eben nachzuschauen, wie es denn auf der anderen Seite wohl aussehe, um hernach Bericht zu erstatten, ob es sich im Jenseits möglicherweise angenehmer lebe als in der Gegend zwischen Dinslaken und Moers. Der Krebs und ein Schlaganfall hielten ihn in seinem Kölner Haus. Briefe von Freunden und Fans konnte und wollte er am Ende nicht mehr beantworten. Das war verständlich, betrübte aber alle, die auch vom 80-jährigen Hüsch gern noch einmal jene berühmten Schlussworte gehört hätten, mit denen er stets bescheiden dem Applaus entfloh: „Tschüs zusammen!“.

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