Eine Geschichte von Verlust und Widerstand: Das Fotobuch "Niemandsland"

KunstFotografie
Riesige Braunkohlebagger, die sich durch Schneelandschaften graben. Aktivist*innen, die monatelang in Baumhäusern leben. Eine Kirche, die abgerissen wird. Rund um die Braunkohleförderung im Rheinland gibt es unzählige Geschichten. Der Fotograf Daniel Chatard erzählt einige davon in seinem neuen Fotobuch "Niemandsland".
Sechs Jahre lang hat Daniel Chatard die Ereignisse rund um die Tagebaue Garzweiler, Inden und Hambach begleitet. Seine Bilder zeigen das Verschwinden ganzer Dörfer, die Proteste im Hambacher Forst und das Leben an der Abbruchkante. Ergänzt werden die Fotografien durch Texte, Kommentare, Karten, Zeitungsartikel und Zitate. So entsteht ein vielschichtiger Blick auf ein Stück deutscher Geschichte – und es stellt sich die Frage: Wie gehen wir als Gesellschaft mit unserer Umwelt um?
Im Januar 2018 wird der so genannte "Immerather Dom" in Erkelenz abgerissen. Anwohner*innen und Aktivist*innen hatten bis kurz vor Beginn der Abrissarbeiten dagegen protestiert. Die Kirche befand sich auf dem Gelände von Garzweiler II.
"Traurig, aber nur für den, der es versteht."
aus: "Niemandsland"
Ein Wald wird zum Symbol des Widerstands: Der Hambacher Forst befindet sich zwischen Köln und Aachen - und liegt mitten im Hambacher Tagebau. Immer wieder kam es zu Rodungen durch den Energiekonzern RWE, zuletzt 2018. Aus Protest besetzten Aktivist*innen den Wald.
Sie lebten zum Teil in selbstgebauten Baumhäusern, manche von ihnen in mehr als 20 Metern Höhe. Viele Häuser waren durch Seilwege und Brücken miteinander verbunden. Lebensmittel und andere Dinge zur täglichen Versorgung wurden per Flaschenzug auf die Bäume gehoben.
Ein gigantischer Schaufelradbagger frisst sich durch die Landschaft. In den drei aktiven Tagebaugebieten werden jedes Jahr bis zu 100 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut. Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 werden auch die Tagebaue im Rheinland nach und nach stillgelegt. Übrig bleiben die riesigen Löcher der Abbaugebiete - die so genannten "Restlöcher".
"Im neuen Zuhause nie angekommen": Mehr als 7.000 Menschen mussten wegen des Kohleabbaus ihr Zuhause verlassen. Viele von ihnen wurden umgesiedelt. Der Ort Keyenberg zum Beispiel wurde acht Kilometer weiter westlich neu aufgebaut. Daniel Chatard lässt auch diese Menschen in seinem Buch zu Wort kommen.

Daniel Chatard: "Niemandsland"

Idea Books, 224 Seiten, Hardcover

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