Bühne

„Der Riss“ – Physical Theatre über Extremsport

bis 24.02.2024
In ihrer Physical-Theatre-Performance erforscht die Kompanie Physical Monkey die Innenwelt von Extremsportler*innen mit körperlichen Mitteln und spürt dem Leben am seidenen Faden nach. Wir haben mit Initiatorin Sabeth Dannenberg gesprochen.

Als „Gratwanderung für drei Körper und einen Mast“ bezeichnen die Performer*innen Sabeth Dannenberg, Kristin Scheinhütte und Jasper Schmitz ihre Inszenierung „Riss“ (Regie: Lucy Flournoy) im Untertitel. Es ist genau diese Gratwanderung, die sie am Leben von Extremsportler*innen fasziniert, einem Leben am seidenen Faden, das gleichzeitig von absolutem Glück erfüllt ist.

Denn was haben die Figuren – eine Apnoetaucherin, ein Basejumper und eine Extrembergsteigerin – gemeinsam? Sie leben zu 100% ihre eigene Leidenschaft und kosten diese mit vollem Einsatz aus. In Liebe zum Extremen, zur Stille, Höhe, Tiefe, Geschwindigkeit, Einsamkeit und Herausforderung. So finden sie Erfüllung hinter den eigenen Grenzen und Zufriedenheit in der totalen Erschöpfung. Nur einen Fehltritt vom Tod entfernt, erleben sie maximales Glück.

Extremsportler*innen dringen an teils unberührte Natur und innere Orte vor: Was können wir von ihnen lernen? Haben sie mehr oder weniger Angst vor dem Tod oder vor der Verletzung als wir? Welches Glück erwartet uns, wenn wir eigene Grenzen verschieben? Wohin führt es uns, wenn wir statt an unsere Schwächen an unsere Stärken glauben?

Wir haben mit der künstlerischen Leiterin und Spielerin Sabeth Dannenberg über die Entstehung des Stücks und ihre Faszination am Extremsport gesprochen.

Wie bist du auf das Thema Extremsport gekommen?
S.D.:
Einen bestimmten Auslöser dafür gab es nicht, aber die Faszination für Extremsport wurzelte schon immer in mir. Vor allem Bergsteiger*innen haben es mir angetan, da ich schon als Kind immer die Sommer in den Bergen verbracht habe und sehr naturverbunden bin. Ein anderes Thema, das bei dieser Inszenierung mitschwingt, ist das der Angst. Es ist die Beschäftigung mit den eigenen Ängsten, mit Versagens- und Verlustängsten, die uns Akrobat*innen mit dem Extremsport verbinden. Ich kenne diese Angst am Mast in Trainingsmomenten auch. Die Faszination liegt also vor allem in dem Gegensatzpaar Faszination und Angst.
Mit welchen Mitteln erzählt ihr den Extremsport auf der Bühne?
S.D.:
Wir auf der Bühne und die Regie kommen aus dem Physical-Theatre-Studiengang der Folkwang-Universität. Wir haben gemeinsam nach einer Umsetzung gesucht, die die hohe Physis widerspiegelt und zeigt, was auf der einen Seite dem Körper abverlangt wird und auf der anderen Seite im Inennleben der Extremsportler*innen geschieht. Wie fühlt man sich in der Höhe ganz allein und völlig abhängig von der Umwelt und vom Wetter? Zuerst wollten wir diese Themen naturalistisch inszenieren, haben dann aber schnell gemerkt, dass es nicht möglich ist, Extremsport realistisch darzustellen. Deswegen haben wir einen anderen, sehr körperlichen Zugang gefunden. Wir spielen drei Figuren, die drei unterschiedliche Extremsportarten praktizieren: Apnoetauchen, Basejumpen und Bergsteigen. Wir haben uns gefragt: Was haben sie gemeinsam und was haben auch wir, hat das Publikum mit ihnen gemeinsam? Es geht um ganz universelle menschliche Themen wie Glück, Erfüllung und eben auch Grenzüberschreitung und Mut.
Was kann das Publikum von dem Abend erwarten?
S.D.:
Im besten Fall können wir das Publikum mit unserem Stück berühren und ihm zeigen, was wir alle von diesen Extremsportler*innen lernen können. Obwohl sie uns so fern erscheinen, sind sie uns vielleicht ähnlicher als gedacht. Man fragt sich: Was hat das mit mir zu tun? Und vielleicht ist es eine Inspiration dafür, sich etwas zu trauen, was man schon immer mal machen wollte.
Interview
Simone Saftig
Bühne

„Der Riss“ – Physical Theatre über Extremsport

bis 24.02.2024

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