Kunst

"Louisa Clement. Becoming Lost" im Kunstmuseum Bonn

22.02.2024 - 16.06.2024
Als Trägerin des Bonner Kunstpreises 2023 zeigt Louisa Clement eine Einzelausstellung mit ganz neuen, starken Arbeiten – es geht um Künstliche Intelligenz und DNA-Manipulation.

Ihre Ebenbilder scheinen in diesen Monaten beinahe allgegenwärtig in den Museumssälen. Hier und dort, von Baden-Baden bis nach Brühl und auch im Bonner Kunstmuseum sah oder sieht man sie sitzen, jene lebensgroßen Puppen, immer zum Gespräch bereit. Alle sind sie schwarz gekleidet und haben langes braunes Haar. Doch sind die „Repräsentantinnen“ Louisa Clement nicht nur äußerlich ähnlich. Die Künstlerin hat ihre KI-Hirne auch mit allerhand Infos zur eigenen Person gefüttert. Damit nicht genug – die Puppen lernen ständig dazu, denn sie ziehen ihre Schlüsse aus jedem Gespräch, das sie mit den Besucher*innen im Museum führen. Ein interaktiver und dabei sehr anschaulicher Beitrag zu den kursierenden Diskussionen um Nutzen und Gefahren von KI. Mit Arbeiten wie diesen zieht Clement seit Jahren schon sehr erfolgreich ihre Runden durch den Ausstellungsbetrieb. Schön, kritisch und dabei meistens topaktuell ist ihre Kunst, verführerisch und intelligent zugleich. Wie nun auch in ihrer aktuellen Ausstellung: Bei der Schau im Kunstmuseum präsentiert die 1987 in Bonn geborene Künstlerin zwei ganz neue Videoarbeiten, mit denen sie Fragestellungen, die schon ihre „Repräsentantinnen“ aufwarfen, konsequent weiterverfolgt. Wie könnten sich künftig Identitäten bilden, welche Möglichkeiten und welche Gefahren ergeben sich durch die Symbiose von Mensch und KI?

Die Hohlnadel nähert sich der Zelle und durchsticht im nächsten Moment die Membran. Dazu erscheinen Computersequenzen und Texte, die mitunter wie Werbeslogans klingen: "I prevent what is bad, prevent the uncertain from your existence", heißt es da. Vor allem Schlechten wird der Eingriff uns bewahren. "You will be perfect looking, intelligent as healthy". Gutaussehend, intelligent und gesund soll er uns machen. Das Video "Off-Target Effect" stellt die Vision eines geistig und ästhetisch optimierten Menschen zur Diskussion. Doch wo bleibt das Individuelle? Was lässt die Genschere übrig vom Menschen? :“I cut and cut until you’re dead”, heißt es dazu in Clements Video, das mit einem letzten vielsagenden Wort schließt: „error“.

Was Menschsein und Menschlichkeit noch bedeutet, angesichts der immer weitergehenden Möglichkeiten der Manipulation - darum dreht sich auch Clements zweite neue Arbeit im Bonner Kunstmuseum. Diesmal auf sakraler Ebene: Da beten schattenhafte Avatare KI-generierte Glaubenssätze vor, die nachgebetet werden von einer "Gemeinde", deren Mitglieder ebenfalls am Computer erschaffen wurden. Alles scheint absolut blutleer und seelenlos. 

Wie hier so geht Clement in ihrer Kunst immer wieder mit gegenwärtigen Problemen um und bedient sich dabei unterschiedlichster Mittel. Von Anfang an. Schon 2017: Das Studium bei Andreas Gursky an der Düsseldorfer Kunstakademie hatte die Künstlerin noch nicht lange hinter sich, als sie beim Auftritt im Kölner Wallraf-Richartz-Museum tonnenweise schwarz-glänzende Glasschlacke in den Ausstellungsraum kippte. Eine Installation, die es buchstäblich in sich hatte. Und zwar entschärftes Sarin, das in der schönen Schlacke gebunden war. Das einst in Deutschland erfundene Nervengift habe in Syrien hunderte Menschen getötet, so die Künstlerin. Man glaubt ihr gern, wenn sie sich als „fanatische Zeitungsleserin“ beschreibt.

Mehr Infos gibt es hier.

Kunst

"Louisa Clement. Becoming Lost" im Kunstmuseum Bonn

22.02.2024 - 16.06.2024

Verwandte Inhalte

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern