Richard Serras „Bramme für das Ruhrgebiet“ auf der Schurenbachhalde

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Außerhalb des Ruhrgebiets muss man den Begriff wohl nicht kennen: Eine Bramme ist ein länglicher, flacher Block aus gegossenem Stahl als Zwischenprodukt der Blechfertigung. Eine solche gigantische Stahlplatte hat der US-amerikanische Bildhauer Richard Serra fast senkrecht auf das Plateau der Schurenbachhalde in Essen gestellt und mit einer kargen, leicht gewölbten Steinlandschaft umgeben.

67 Tonnen schwer, 14,5 Meter hoch, 4,2 Meter breit und 13,5 Zentimeter dick – trotz dieser Dimensionen steht der exakt 3 Grad nach Norden geneigte Monolith vor allem von der Seite gesehen wie der sprichwörtliche Strich in der Landschaft. Als Solitär auf der weiten Halde konzentriert Serras Skulptur als Fixpunkt alle Blicke auf sich und zieht den Betrachter an. Die wechselnden Graffitis auf seiner Oberfläche nehmen dem Material nichts von seiner Urgewalt. Die spröde rostende Großplastik in seiner minimalistischen Form wirkt wie eine Art industrielle Land-Art, die nur in dieser Gegend, im Kontext der Geschichte von Stahl und Kohle, Sinn macht. Die Bramme selbst allerdings stammt nicht aus Ruhrgebiets-Fertigung: Sie wurde mangels heimischer Produktionsmöglichkeiten in dieser Größe aus Frankreich im Jahr 1998 geliefert.

Eine einsame Stele ohne Zierrat, ohne Funktion: Wie auch die anderen Stahlskulpturen von Richard Serra in Bilbao, Paris oder Miami bildet dieses Monument nichts ab, sondern konfrontiert mit seiner Materialität. Für die einen löst die Begegnung auf dem Berg eine postreligiöse mystische Faszination aus, andere lassen den Blick ganz profan über die Umgebung schweifen: Von der Schurenbachhalde sieht man weit über die gewandelte Kulturlandschaft des Ruhrgebiets, blickt auf den nahen Nordsternpark mit seiner markanten roten Doppelbogenbrücke, herüber zum Tetraeder und auf das Gelände der Zeche Zollverein.

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Der kurze Aufstieg auf die etwa 50 Meter hohe Halde führt entweder direkt über einen Treppenweg oder etwas ausladender über einen serpentinenartigen Schotterweg durch den bereits Mitte der achtziger Jahre aufgeforsteten Haldenwald. Davor wurde vor Ort vor allem Abraum der Altenessener Zechen und bis zu ihrer Stilllegung 1986 auch der Zeche Zollverein aufgeschüttet.

Ein weiteres Hauptwerk Richard Serras, das „Terminal“, lässt sich in Bochum vor dem Hauptbahnhof besichtigen. Als ehemaliges Wahrzeichen der documenta in Kassel wurde es 1977 nach heftigen kulturpolitischen Auseinandersetzungen von der Stadt erworben.

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