"Wir wollen uns Arm- und Beinfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften." So heißt es im Programm, mit dem "Die Brücke" 1906 antrat. Sechs Jahre später folgte "Der Blaue Reiter", um ebenfalls voller Elan die alten Traditionen über Bord zu werfen. Zwei Bewegungen, die bis heute beinahe synonym stehen für den Expressionismus. Doch daneben und danach gab es etliche Künstler*innen mehr, die expressionistisch gearbeitet haben, sich aber oft keinen großen Namen machen konnten. Gerhard Schneider interessiert sich als Sammler auch für diese weithin unbekannten Vertreter*innen der "Verschollenen Generation". Gemeint sind Künstler*innen, die in den Jahrzehnten um 1900 geboren wurden und ihren Weg im Schatten der nationalsozialistischen Kunstdiktatur beschritten. In seiner großen Überblicksschau zum Expressionismus kann das Sauerlandmuseum sich ganz auf Schneiders Schätze stützen. Rund 170 zum Teil selten gesehene Werke schlagen hier einen Bogen über zwei Jahrzehnte – von Heinrich Maria Davringhausen und seiner "Schwester Maria, schlafend" von 1916 bis hin zum verhängnisvollen "Abgrund", in den Georg Netzband 1935 die Menschheit stürzen sieht.