Daheim am chaotischen Schreibtisch im Unterhemd und mit der Trockenhaube auf dem Kopf, so fotografierte Wolfgang Tillmans 1991 seine eigene Mutter. Man erkennt sie allerdings nicht, denn sie kehrt dem Betrachtenden ihren Rücken zu. Sicher aber ist, dass der Schreibtisch in Remscheid stand. Denn hier ist Tillmans 1968 geboren und aufgewachsen, bevor er zunächst nach Hamburg, dann nach London und Berlin zog. Als weltweit gefeierter Fotograf kehrt er nun zurück. Zur feierlichen Wiedereröffnung von Haus Cleff präsentiert Tillmans seine „Ausstellung in Remscheid“, so der schlichte Titel.

Ausgewählt hat er dafür Werke aus fast 40 Jahren. Einige sind eigens für die Schau entstanden, und immer wieder gibt es Bezüge zu Remscheid. So etwa im Porträt „Robin Fischer, Dirostahl“, das 2024 in der Halle des Stahl-, Walz- und Hammerwerks entstanden ist und einen Arbeiter mit hitzebeständiger Silberschürze und Schutzhelm zeigt - das hochgeklappte Visier glänzt und erinnert ein wenig an einen Heiligenschein.

In anderen Porträts setzt Wolfgang Tillmans seine alte Schulfreundin, die Künstlerin Alexandra Bircken, in Szene. Daneben sind auch abstrakte Arbeiten zu sehen, zum Beispiel aus der Serie „Freischwimmer“, die ohne Kamera in der Dunkelkammer geschaffen worden sind. Der Künstler selbst hat die Stücke in den Räumen des typisch bergischen Rokkoko-Hauses inszeniert, das in den vergangenen zehn Jahren gründlich saniert worden ist. Nicht der einzige Ort, an dem der Fotograf in diesen Monaten gastiert – aktuell läuft noch eine Einzelausstellung im Dresdner Albertinum, und im Juni zieht Tillmans dann mit einem Solo ins Pariser Centre Pompidou. Remscheid findet sich also in guter Gesellschaft.