Kunst

Die Fotografin Walde Huth im Museum Ludwig

23.09.2023 - 03.03.2024
Eine kleine Ausstellung im Museum Ludwig macht bekannt mit Walde Huth, ihrem bewegten Leben und ihrem fotografischen Werk – vom Werbefoto bis beinahe in die Abstraktion.

Sie war eine Meisterin, wenn es darum ging, Stoffe mit der Kamera abzutasten – ob Samt oder Seide, gerafft oder gefältelt. Die textilen Materialien in Szene zu setzen, das war Walde Huths Stärke. Und die 1950er Jahre in Paris waren die große Zeit der Fotografin (1923 – 2011). Unterwegs im Auftrag von Magazinen wie der „Frankfurter Illustrierten“ oder der „Eleganten Welt“, brachte sie damals französischen Schick von Dior & Co in die deutsche Wirtschaftswunderwelt.

 Wenn heute noch etwas von der Fotografin in Erinnerung ist, dann sind es vor allem jene Modefotos. Entstanden meist im schmalen Zeitfenster zwischen dem Pressetermin am Morgen und der abendlichen Modenschau. Wenn Huth die Topmodels auf die Straßen und Plätze entführte oder unter einer Seine-Brücke so in Pose brachte, dass ihre schlanke Silhouette perfekt in Einklang stand mit der Wölbung des Brücken-Bogens.

Die Ausstellung jetzt im Kölner Museum Ludwig bietet einige solch wohlkalkulierter Hingucker aus der Pariser Modewelt. Doch will die Kölner Kuratorin Miriam Szwast mehr zeigen – die ganze Walde Huth. Mit ihrem Werk, das der kleine Fotoraum des Museums kaum zu fassen vermag. Er zieht sich von den etwas hölzernen Werbeaufnahmen, die Huth in jungen Jahren für die schwäbische Samtfabrik Gottlieb Ott & Sohn anfertigte, bis zu freien Fotos, entstanden im Ferienhaus in Ligurien, wo die Fotografin von Licht und Wind umspielte Vorhänge als Motive entdeckte.

Schöpfen kann die Schau aus den Huth-Beständen im eigenen Haus, die seit 2017 stark gewachsen sind. Damals erhielt das Museum rund 200 Werke der Fotografin zum Geschenk, hinzu kommen allerhand Archivalien. Was umso erfreulicher ist, zumal Walde Huth zwar in Stuttgart geboren ist, aber die längste Zeit ihres Lebens in Köln verbracht hat.

Nach der Heirat war sie hergezogen und hatte bald an der Seite des angesehenen Ehemanns und Kollegen Karl Hugo Schmölz ihren Platz in der hiesigen High Society. Man ließ sich im noblen Stadtteil Marienburg nieder. Das schick-schlichte Haus Am Südpark 45 hatte der Kölner Architekt Hanz Schilling eigens auf das Paar zugeschnitten mit hellen Atelierräumen und einem Fotolabor im Souterrain. Auf einem von Walde Huth Bildern sieht man das Heim 1963 von Autoscheinwerfern stimmungsvoll angestrahlt im verschneiten Garten liegen. Ein hübsches Karten-Motiv für den Weihnachtsgruß an die Kundschaft.

Geschäftlich lief es blendend im Studio schmölz + huth, das die beiden gemeinsam betrieben. Rundes ein Jahrzehnt zählte das Paar zur Creme der internationalen Werbefotografie. Meistens arbeiteten sie getrennt. Manchmal aber auch zusammen. Etwa für den Teppichhersteller Tretford: Während der eine die Ausstattung moderner Büros mit neuem Teppich und Tapeten fotografisch dokumentierte, machte die andere das Betreten der Sisalböden zum Thema ihrer Bilder und ließ sich dazu einiges einfallen.

„Wir haben zum Beispiel Strümpfe fotografiert“, so erinnert sich Huths Assistentin Marlis Imhoff an ein Shooting von 1968. Alle Mitarbeiter*innen habe Huth dazu her zitiert und ihre Beine inspiziert. Dann wurden sie in Strümpfe gesteckt. Das fotografische Ergebnis zeigt ein buntes Bein-Getümmel in den typischen Farben der Sixties. Es belebt den beigefarbenen Tretford-Teppichboden ungemein – stiehlt dem Werbeobjekt damit allerdings beinahe die Schau.

„Schon immer fand ich es reizvoll, Stoffliches in Wesenhaftes zu verwandeln“, so stellte die Fotografin fest und bezog sich dabei auch auf jene Gardinen-Fotos, die ab 1979 in ihrem Ferienhaus im ligurischen Seborga entstanden sind, inspiriert durch das Spiel des Lichts in den durch eine leichte Abendbrise bewegten Gardinen. Es war der Beginn einer neuen, rein künstlerisch Werkgruppe, die sich mehr und mehr vom Gegenstand befreite – nicht nur in Fotografien, sondern auch in Super-8-Filmen.

Arbeiten in dieser Art fanden auf dem Kunstmarkt allerdings wenig Beachtung. Und bald war die einstige Millionärin gezwungen, das Haus in Italien und später auch die Villa in Marienburg zu verkaufen. Allein das Wohnrecht im Souterrain konnte sie sich sichern. Die gefeierte Lichtbildnerin musste umziehen in ihre eigene Dunkelkammer.

Kunst

Die Fotografin Walde Huth im Museum Ludwig

23.09.2023 - 03.03.2024

Verwandte Inhalte

Mehr Kultur aus NRW mit unserem Newsletter

Kulturkenner patternKulturkenner pattern